AFRIKA/SUDAN - „Wir erben 20 Jahre Krieg und zwei Millionen Tote“. Hirtenbrief der sudanesischen Bischöfe zum Friedensabkommen für den Südsudan

Freitag, 18 Februar 2005

Khartum (Fidesdienst) - „Der wahre Frieden ist weit mehr als die Abwesenheit von Krieg. Was wir jetzt brauchen sind das fortwährende Gebet und individuelles und kollektives Bemühen dafür, dass das Engagement für den Frieden wirksam sein wird“, schreiben die sudanesischen Bischöfe in einem Hirtenbrief, der nach der Unterzeichnung der Friedensverträge zwischen der Regierung in Khartum und der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA) unterzeichnet wurde.
Über 20 Jahre Bürgerkrieg mit Blutbädern und Gewalt jeder Art lassen sich nicht einfach auslöschen. Deshalb müssen nach Ansicht der Bischöfe vor allem die Bedingungen für die Versöhnung der Menschen geschaffen werden: „Der Frieden, den wir aufzubauen versuchen, ist die Ordnung und die Harmonie in der Gemeinschaft, damit Einzelpersonen und Gemeinden sich in Fülle und Freiheit entwickeln können. Dieser Aufbau des Friedens hat soziale, wirtschaftliche, politische, kulturelle und religiöse Aspekte. Wir bitten alle darum, als verantwortungsbewusste Bürger je nach den Fähigkeiten und Talenten, die Gott ihnen gegeben hat, ihren Beitrag zu leisten.“
Die Bischöfe fordern alle zum gegenseitigen Respekt der religiösen Empfindens und zum Respekt der Gewissensfreiheit jedes einzelnen auf.: „Unsere Gemeinden sind multiethnisch und multireligiös. Als Katholiken ermutigen wir alle, dem eigenen Gewissen zu folgen und respektieren dabei die religiösen Praktiken und Glaubensbekenntnisse aller. Wir fordern unsere Gläubigen zur Zusammenarbeit mit anderen religiösen Gruppen auf, wenn es um gemeinsame Initiativen zum Wohl unseres Volkes geht. Gleichsam müssen wir uns berufen fühlen, unseren Glauben stolz und furchtlos und ohne Scham zu leben, als größtes Geschenk, das wir in der Zeit des Friedens entwickeln können.“
Die Bischöfe erinnern die Gläubigen auch daran, dass sie das Gebet und die Eucharistie in den Mittelpunkt ihres Lebens stellen sollten und fordern die Katholiken auf, sich aktiv am Aufbau der Zivilgesellschaft zu beteiligen. „Übernehmt Verantwortung, wenn es darum geht, die Grundrechte der anderen zu schützen und zu fördern und denkt dabei vor allem an arme und ältere Menschen und an alle schwächeren Bevölkerungsgruppen.“
Im Januar dieses Jahres wurden Friedensvereinbarungen zur Beendigung des Kriegs im Südsudan unterzeichnet. Zu den wichtigsten Punkten dieses Abkommens gehört auch die Aufteilung der Gewinne aus der Erdölförderung, die sich vor allem auf den Süden des Landes konzentriert. Die Erträge sollen zwischen der Zentralregierung und der örtlichen Verwaltung der Regionen im Süden des Landes jeweils zur Hälfte aufgeteilt werden.
Die Vereinbarungen sehen eine Übergangszeit mit einer Regierung der Nationalen Einheit vor, die insgesamt sechseinhalb Jahre dauern soll. Nach der Hälfte der Zeit sind drei Jahre nach Beginn der Übergangszeit freie Wahlen geplant. Nach Ablauf der sechseinhalb Jahre soll die Bevölkerung im Süden im Rahmen eines Referendums entscheiden, ob die Regionen weiterhin im Rahmen eines föderativen Staates verwaltet oder vollkommen unabhängig sein werden.
Bei dem Bürgerkrieg im Südsudan starben seit 1983 mindestens zwei Millionen Menschen. Unzählige Menschen mussten als Flüchtlinge ihre Heimat verlassen. Die unterzeichneten Friedensvereinbarungen betreffen nicht die westsudanesischen Region Darfur an der Grenze zum Tschad. Seit Februar 2003 bekämpfen sich hier Regierungssoldaten zusammen mit arabischen Reitermilizen und mehrere Guerillabewegungen, die ein größeres Interesse der Zentralregierung an der Entwicklung der Region fordern. (LM) (Fidesdienst, 10/02/2005 - 44 Zeilen, 509 Worte)


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