AFRIKA/LIBERIA - TAUSENDE SUCHEN ZUFLUCHT IN DER HAUPTSTADT, HUMANITÄRE LAGE SPITZT SICH ZU, DIE MENSCHEN BANGEN UM DAS EIGENE ÜBERLEBEN UND WARTEN AUF INTERNATIONALE FRIEDENSEINHEITEN

Dienstag, 15 Juli 2003

Monrovia (Fidesdienst) – „Die humanitäre Lage wird von Tag zu Tag schlechter“, so ein in der liberianischen Hauptstadt Monrovia tätiger Missionar gegenüber dem Fidesdienst. In Liberia bekämpfen sich seit mehreren Wochen die mit Präsident Charles Taylor loyalen Soldaten der regulären Armee und die Rebellen der LURD. „Die Zahl der Menschen, die sich in Monrovia aufhalten ist in wenigen Monaten von 350.000 auf über eine Million angestiegen“, so der Missionar. „Die Lage ist in weiten Teilen des Landes unsicher, weshalb viele Menschen aus den ländlichen Gebieten in der Stadt Zuflucht und ein Mindestmaß an Sicherheit suchen. Viele Vertriebene sind bei Freunden oder Verwandten vorübergehend untergebracht. In manchen Familien leben deshalb zur Zeit 10 oder 15 Menschen zusammen, was die Situation sehr schwierig macht“.
„Seit Monaten leidet auch die Wirtschaft des Landes. Staatliche Beamte erhalten keine Gehälter und die einzigen Arbeitgeber sind derzeit die noch im Land tätigen Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Es ist auch nicht einfach an das eigene Ersparte zu gelangen oder sich Geld aus dem Ausland überweisen zu lassen, denn die Banken öffnen nur selten. Mit einem Wort: die Menschen wissen nicht von was sie leben sollen“, berichtet der Missionar. „Die Kirche ist oft die einzige Einrichtung, die noch Hilfe leisten kann. Die Caritas hat in Zusammenarbeit mit den Pfarreien ein Netzwerk zur Verteilung von Lebensmitteln eingerichtet. Man arbeitet dabei unter schwierigen Bedingungen, denn es fehlt an Infrastrukturen und die Sicherheit ist nicht gegeben. Viele NGOs haben das Land verlassen, nachdem ihre Niederlassungen mehrmals geplündert und ausgeraubt wurden. Auch aus diesem Grund warten die Menschen auf die Ankunft internationaler Friedenseinheiten, die ein Mindestmass an Sicherheit gewährleisten sollen“, so der Missionar weiter. „Auch in den anderen Landesteilen ist die Lage äußerst problematisch“, klagt der Missionar. „Erst gestern habe ich ein Aufnahmelager für Flüchtlinge rund 100 Kilometer von Monrovia entfernt besucht, wo über 40.000 Menschen untergebracht sind. Seit Monaten werden diese Menschen nicht mehr mit Lebensmitteln versorgt. Sie können nur überleben, weil sie das umliegende Ackerland bewirtschaften“.
Unterdessen ist immer noch ungewiss, ob und wann Taylor, der bereits am 6. Juli angekündigt hatte, er werde das Land verlassen und das Angebot des nigerianischen Präsidenten Olusegun Obasanjo annehmen, der ihm Asyl gewähren will, dieses Versprechen einhalten wird: „Die Menschen sind verwirrt und wissen nicht, was mit ihrem Land passieren wird. Vielleicht wartet auch Taylor auf die Ankunft der internationalen Einheiten und wird dann erst das Land verlassen. Er fürchtet die Reaktionen seiner eigenen Anhänger, die sich von ihm vernachlässigt fühlen könnten“, so der Missionar zur politischen Lage. (LM) (Fidesdienst, 15/7/2003 – 37 Zeilen, 354 Worte)


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