AMERIKA/KANADA - „Das Gesetz, das derzeit dem Parlament zur Debatte vorliegt, beleidigt die Moral und das Empfinden vieler katholischer und nicht katholischer Bürger“. Kardinal Marc Quellet äußert sich in einem offenen Brief zur Legalisierung gleichgeschlechtlicher Beziehungen

Montag, 7 Februar 2005

Ottawa (Fidesdienst) - „Als kanadischer Staatsbürger empfinde ich es als meine Pflicht, meine Sorge und meine Ablehnung hinsichtlich der Bedeutung und der Auswirkungen dieses neuen Gesetzesentwurfs zum Ausdruck zu bringen“, so der Erzbischof von Quebec und Primas von Kanada in einem Ende Januar 2005 veröffentlichten offenen Brief mit dem Titel „Ehe und Gesellschaft, für eine freie und erleuchtete Abstimmung im Parlament“. In seinem Brief bezieht sich der Kardinal auf die Debatte zur Legalisierung gleichgeschlechtlicher Beziehungen. „Das Gesetz bringt die Gefahr der Entstehung einer Kultur mit sich, deren negative Folgen heute noch nicht abzusehen sind“, heißt es in dem Brief, der dem Fidesdienst vorliegt.
Ein Urteil des kanadischen Verfassungsgerichts vom 9. Dezember 2004 legt fest, dass die „Ehe“ zwischen Personen desselben Geschlechts mit der Verfassung des Landes vereinbar ist. „Im Gegensatz zu dem Eindruck, den die Medienberichte entstehen lassen“, so der Kardinal in seinem Brief, „hat das Urteil des Verfassungsgerichts keinen Einfluss auf die Gesetzgebung des Landes, weshalb der aktuelle rechtliche Rahmen nicht geändert wurde“.
Der Kardinal fragt sich, ob vor dem gegenwärtigen gesellschaftlichen Hintergrund in Kanada eine Änderung der Definition der Ehe und eine rechtliche Anerkennung der Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern notwendig ist. „Wir befinden uns in einem schwierigen Moment“, so der Kardinal, der zu ernsthaftem Nachdenken auffordert, bevor entsprechende Schritte unternommen werden, da eine solcher Beschluss zwei grundlegende Institutionen der Gesellschaft betreffen: die Ehe und die Familie. Die gleichgeschlechtliche "Ehe" „würde die Wahrnehmung der Ehe verändern und dabei zwei wesentliche Aspekte ausschließen: die Fortpflanzung und die Erziehung der Kinder in einem Kontext der Liebe zwischen einem Mann und einer Frau als Garantie für das Fortbestehen der Gesellschaft.“ „Die gleichgeschlechtliche Ehe kann diesen wesentlichen Beitrag zur Gesellschaft nicht leisten, denn es besteht das komplementäre Element zwischen den Ehepartnern nicht, die die Institution Ehe definiert“, betont der Kardinal, der darauf hinweist, dass bei der Debatte vor allem auch die Zukunft der Kinder im Mittelpunkt stehen sollte. Der kanadische Kardinal bezeichnet den Gesetzesentwurf als „beleidigend für die Moral und das Empfinden vieler katholischen und nichtkatholischen Bürger“. Nach Ansicht des Kardinals sollte auch in Betracht gezogen werden „welche erzieherischen Folgen eine solche Legalisierung hätte: sie würde Verwirrung bei den Menschen hervorrufen und vor allem unter jungen Menschen zu Identitätsproblemen führen“.
Die Kanadische Bischofskonferenz äußerte sich bereits mehrfach ablehnend im Zusammenhang mit dem Gesetzentwurf. In einem Schreiben vom 1. Februar 2005 wenden sich die kanadischen Bischöfe als „geistliche Führung von 13 Millionen kanadischen Katholiken und im Namen weiteren Millionen von Gläubigen anderer Religionen“ an die Politiker des Landes. Dabei beklagen sie in ihrem Schreiben vor allem, dass das neue Gesetz dazu führen würde, dass die Ehe nicht mehr die einzigartige, wesentliche und grundlegende Beziehung zwischen Mann und Frau definiert. Die Bischöfe fordern von „der kanadischen Regierung und den kanadischen Politikern“ die Förderung einer gesetzlichen Regelung, „die die Ehe als Gemeinschaft zwischen einem Mann und einer Frau definiert“. (RG) (Fidesdienst, 07/02/2005 - 45 Zeilen, 507 Worte)


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