ASIEN/INDIEN - „Die Regierung sollte ihre Versprechen einhalten und die Anti-Bekehrungs-Gesetze abschaffen“, fordert Bischof Jude Paulraj aus Tamil Nadu im Gespräch mit dem Fidesdienst

Mittwoch, 2 Februar 2005

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Die Regierung des indischen Unionsstaats Tamil Nadu hatte die Abschaffung der so genannten Anti-Bekehrungs-Gesetze angekündigt: doch bisher wurden diese Versprechen nicht eingehalten. Die Christen fordern nun, dass dies so bald wie möglich geschehen soll und dass das Gesetz, das religiöse Minderheiten diskriminiert, offiziell abgeschafft wird. Dieses Problem erwähnte auch Bischof Jude Paulraj von Palayamkottai (Tamil Nadu, Südindien) im Gespräch mit dem Fidesdienst. Das Anti-Bekehrungs-Gesetz, das auch in anderen indischen Staaten wirksam ist, legt fest, dass eine Person, die von einer Religion zu einer anderen konvertieren will, dafür eine richterliche Erlaubnis benötigt: dabei handelt es sich nach Meinung von Menschenrechtskämpfern, Bürgerinitiativen und religiösen Gruppen um einen offenkundigen Verstoß gegen die Gewissensfreiheit.
Obschon die Katholiken in Indien in der Minderheit leben, engagieren sie sich sehr für den Schutz der Menschenrechte, insbesondere unter den so genannten Kastenlosen: „Wir haben unter der Baratiya Janata Party (BJP) sehr gelitten“, so der Bischof im Gespräch mit dem Fidesdienst, „denn unter dieser Regierung wurde der hinduistische Fundamentalismus begünstigt und in ganz Indien kam es zu Attentaten auf religiöse Minderheiten und einer Welle der Gewalt. Doch auch wir Christen sollten unsere Gewissen prüfen und vor allem einige Sekten von der Proselytenmacherei abhalten. Es ist jedoch auf jeden Fall wichtig, dass es der Staat die Gewissens- und Religionsfreiheit garantiert.“
„Bei unserem Dienst im sozialen Bereich verfolgen wir keine versteckten Interessen, denn es handelt sich dabei um einen bedingungslosen Dienst, den katholische Gläubige oft auch als freiwillige Helfer leisten: man braucht nur an die vielen Schwestern zu denken, die in Schulen und Waisenhäusern tätig sind, oder an die Laien, die in verschiedenen kirchlichen Einrichtungen arbeiten, oder an die Priester, die ihr Leben insbesondere unter den Kastenlosen dem Bildungswesen widmen. Das Kastensystem wurde in Indien zwar offiziell abgeschafft, doch es existiert in Indien immer noch. Deshalb versucht die Kirche sich weiterhin vor allem für den Aufbau einer gerechteren und geschwisterlichen Gesellschaft einzusetzen, in der es keine Diskriminierung gibt“. In der Diözese Palayamkottai befinden sich 11 Bildungseinrichtungen und 49 Sozialstationen in Trägerschaft der katholischen Kirche, die Menschen aller Religionen und Gesellschaftsschichten betreuen.
„Unsere Beziehungen zu den weltlichen Behörden sind herzlich“, so der Bischof abschließend, „auch wenn wir auf Schwierigkeiten stoßen oder Leid ertragen müssen. Ich betet dafür, dass unser Glaube uns stets befähigen möge, das Leid zu ertragen und unserem Leben einen Sinn zu geben.“ (PA) (Fidesdienst, 02/02/2005 - 38 Zeilen, 408 Worte)


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