AFRIKA/KENIA - „Bei den Unruhen, bei denen in Kenia 30 Menschen ums Leben kamen, handelt es sich nicht um politische Angelegenheiten, sondern um Auseinandersetzungen zwischen sesshaften Bauern und Nomaden“, so der Consolata Missionar und Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Kenia, Pater Eugenio Ferrari, im Gespräch mit dem Fidesdienst

Dienstag, 1 Februar 2005

Kenia (Fidesdienst) - Bei Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Volksstämmen kamen in verschiedenen Teilen Kenias in der vergangenen Woche rund mindestens 30 Menschen ums Leben. Die bestätigt auch der italienische Consolata Missionar und Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Kenia, Pater Eugenio Ferrari. „Es geht dabei um die Kontrolle über die Wasservorkommen zwischen sesshaften Bauern und Nomaden“, so der Missionar. Bei den letzten Episoden der Gewalt in einem Ort rund 100 Kilometer südwestlich der Landeshauptstadt Nairobi bekämpften sich Hirten aus dem Volk der Masai und Bauern aus dem Stamm der Kikuyu.
„Zu den Auseinandersetzungen kam es, nachdem die Masai ihr Vieh an Brunnen getränkt hatten, die sich in der Nähe des von den Kikuyu bewirtschafteten Ackerlandes befinden. Ein anfänglicher Streit führte zur Gewalt“, so der Consolata Missionar. „Die Trockenheit, von der weite Teile Kenias während der vergangenen Monate betroffen waren, hat zu einem Anwachsen der Spannungen im Zusammenhang mit der Wasserversorgung geführt.“
„Anfangs hatte es den Anschein, als ob politische Parteien die Unruhen schürten, um Gewalt hervorzurufen, doch inzwischen scheint festzustehen, dass es sich nur um Streitigkeiten zwischen armen Volksstämmen handelt, die sich das wenige teilen müssen, was die Natur derzeit bietet“, so Pater Ferrari. „Diese Geschichte ist so alt wie die Welt. Von Streitigkeiten zwischen sesshaften Bauern und Nomaden erzählt auch die Bibel. Vor kurzem gab es auch im Norden Kenias Auseinandersetzungen dieser Art, bei denen es ebenfalls Tote und Verletzte gab“, erinnert der Missionar, der auch darauf hinweist, dass „wenn anfangs vermutet wurde, dass es sich um politische Manipulation handeln könnte, dann geschah dies, weil es zu mehreren ähnlichen Episoden gekommen war, wie zum Beispiel auch vor einigen Monaten in Nairobi.“
„Nun scheint sich die Situation wieder beruhigt zu haben. Die Stammesältesten der beiden Gruppen versuchten zu vermitteln und es fand auch eine interreligiöse Feier statt, bei der man um Vergebung und Versöhnung bat: nun hofft man, dass eine Lösung für die Wasserverteilung gefunden werden kann, damit es nicht nur neuer Gewalt kommt“, so Pater Ferrari.
Historisch gesehen, gehörte das Land, das Gegenstand der Auseinandersetzungen ist, zumindest theoretisch dem Volk der Masai. Danach war es problemlos an weiße Siedler übertragen worden. Doch die großen Farmen der weißen Siedler gibt es heute nicht mehr, weshalb das Ackerland aufgeteilt und neu verteilt wurde: am meisten profitierten davon die Kikuyu, der größte Volksstamm Kenias, das seit Ende der Kolonialzeit die wichtigsten Machtstellen in Kenia besetzt. Nun scheinen die Masai sich die Macht jedoch wieder zurückholen zu wollen.
In den vergangenen Jahren kam es in Kenia zu immer wiederkehrenden Episoden der Gewalt, bei denen Hunderte Menschen starben. Die kenianischen Bischöfe veröffentlichten erst vor kurzem ein Hirtenwort, in dem sie zur aktuellen Situation Stellung nehmen und Vorschläge zur Bekämpfung von Gewalt und Kriminalität machen (vgl. Fidesdienst vom 26. Januar 2005). (LM) (Fidesdienst, 01/02/2005 - 40 Zeilen, 499 Worte)


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