ASIEN/INDONESIEN - „Nothilfen sind in der Zeit nach der Flutwelle sehr wichtig, doch damit der Wiederaufbau stattfinden kann, muss man die tatsächlichen Bedürfnisse der betroffenen Menschen prüfen“. Bericht von Pater Ferdinando Severi, der als einziger katholischer Priester in der Provinz Aceh tätig ist

Samstag, 22 Januar 2005

Banda Aceh (Fidesdienst) - „Hilfsprogramme und Freiwilligenarbeit in den Küstengebieten müssen besser koordiniert werden. Viele betroffene Menschen wissen nicht, ob sieh ihr Leben in Aceh neu beginnen werden oder ob sie in andere Regionen umziehen. Deshalb sollten die tatsächlichen Bedürfnisse dieser Menschen geprüft werden, denn man sollte ihnen dort helfen, wo sein einen Neuanfang wagen wollen“, schreibt der italienische Franziskanerpater Ferdinando Severi, der als einziger katholischer Priester in Banda Aceh tätig ist.
In einem Bericht, der dem Fidesdienst vorliegt, beschreibt er die Lage, vier Wochen nach der Katastrophe: „Es ist nicht leicht, sich vorzustellen, was passiert. Dies gilt auch für uns, die wir das Ausmaß der Katastrophe mit eigenen Augen sehen. Da ich der einzige katholische Priester in Aceh bin, kommen ständig Journalisten zu mir, die ich dann an verschiedene Orte begleite. In meinem Pfarrhaus wohnen Vertreter verschiedener ausländischer Hilfsorganisationen. Viele Touristen, die sich als freiwillige Helfer in den betroffenen Gebieten melden, behindern hier jedoch nut die Arbeit, derjenigen, die tatsächlich helfen. In Aceh gibt es heute mehr Ärzte und Krankenpfleger als Kranke. Die Hilfsprogramme müssen besser koordiniert werden. Freiwillige Helfer werden vor allem in den Dörfern an der Küste gebraucht, wo Hunderttausende Fischer und Bauern nach der Flutkatastrophe alles verloren haben“.
„Viele Menschen helfen mir dabei, die Schule von Schlamm und Müll zu befreien“, so Pater Severi weiter, „Die Klassenzimmer wurden völlig zerstört. Doch es gibt auch Menschen, die aus Verzweiflung versuchen Dinge aus der Schule zu stehlen, die in dem Teil des Gebäudes aufbewahrt werden, der nicht zerstört wurde. An manchen Tagen sind die Telefonleitungen und die Stromversorgung unterbrochen. Oft gibt es auch kein Benzin für den Stromgenerator, den wir abends einschalten. Unterdessen möchte ich allen für die geleistete Hilfe danken. Die Bedürfnisse der Menschen in Aceh können derzeit mit den internationalen Spenden gedeckt werden.“
Zur Lage der Katholiken in Aceh schreibt der Franziskanerpater: „Alle katholischen Gläubigen sind nach Medan umgezogen. Die chinesischen Katholiken werden wahrscheinlich wieder zurückkehren, wenn die Straßen gesäubert und die Toten begraben sind, denn viele haben ihr Geschäfte oder kleine Betriebe. Die indonesischen Batacos werden vielleicht nicht mehr nach Aceh zurückkommen, sondern ihr Leben an einem anderen Ort neu beginnen. Deshalb sollte man vor allem bei der Planung von Wiederaufbauprojekten die Bedürfnisse der Menschen und deren Zukunftspläne berücksichtigen. (PA) (Fidesdienst, 22/01/2005 - 35 Zeilen, 414 Worte)


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