AFRIKA/COTE D’IVOIRE - Zwei Jahre nach dem Friedensabkommen von Marcoussis erscheint das Land zunehmend gespalten

Freitag, 21 Januar 2005

Abidjan (Fidesdienst) - Cote d’Ivoire (Elfenbeinküste) ist ein Land, in dem die Spaltung immer größer zu werden scheint und in das der Frieden nicht wirklich zurückkehrt. So erscheint die Situation zwei Jahre nach der Unterzeichnung der Friedensverträge in Marcoussis, die nach dem französischen Ort in der Nähe von Paris benannt wurde, wo das Abkommen, das einen Bürgerkrieg beenden sollte, der im September 2002 ausbrach, am 24. Januar 2003 unterzeichnet wurden. Seither ist das Land jedoch in zwei Teile gespalten: der Nordwesten wird von mehreren Rebellenbewegungen belagert, die sich unter dem Namen „Forces Nouvelles“ zusammenschließen.
„Alle behaupten, sie wollten die Vereinbarungen von Marcoussis und das im Juli letzten Jahres in Accra (Ghana) unterzeichneten Vereinbarungen respektieren. Doch jeder legt diese Vereinbarungen auf seine Art aus“, so ein Beobachter aus Kreisen der Ortskirche in Bouaké, der „Hauptstadt“ der von der Rebellen der so genannten „Forces Nouvelles“ kontrollierten Zone im Norden des Landes. „Staatspräsident Laurent Gbagbo behauptet, er habe sich an die Verpflichtungen gehalten, nun liege es an den Rebellen, die Waffen abzugeben. Die Rebellen wiederum erklären, eine Waffenabgabe sei in diesem Moment unmöglich und wenn Gbagbo darauf bestehe, müsse er dies mit Gewalt durchsetzen“.
„Die Oppositionsparteien und die Rebellen werfen dem südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki, der von der Afrikanischen Union mit der Vermittlung in der ivorschen Krise beauftragt wurde, er stehe den Positionen Gbagbos nahe. Insbesondere üben sie Kritik an dessen Unterstützung des Vorhabens des ivorischen Präsidenten, im Rahmen eines Referendums über die Änderung des Artikels 35 der ivorischen Verfassung abstimmen zu lassen“, so der Beobachter. Eine Änderung des Artikels 35 sieht vor, dass auch ein ivorischer Staatsbürger mit nur einem ivorischen Elternteil für das Amt des Staatschefs kandidieren kann. Bisher mussten auch beide Eltern ivorische Staatsbürger sein. „In einem Land, wo es viele Zuwanderer gibt und wo die Politiker jahrelang das Konzept der ‚Staatsbürgerschaft’ als Vorraussetzung für die Besetzung von Machtpositionen forderten, würde eine Neuformulierung des Artikels 35 zur nationalen Aussöhnung beitragen“, so der Beobachter. „Die Gegner des Präsidenten vertreten jedoch die Ansicht, dass eine Volksbefragung das Land spalten würde.“
„In Wirklichkeit ist Cote d’Ivoire bereits zunehmend gespalten. Es gibt sogar Spaltungen innerhalb der Glaubensgemeinschaften. Die Muslime in den von den Rebellen belagerten Gebieten feiern heute das Opferfest (Eid-ul-Azah) während es von den Muslime in den von der Regierung kontrollierten Gebieten bereits gestern gefeiert wurde. Dazu kam es weil die Vertreter der Rebellen, die Zuständigkeit des Großmufti von Abidjan nicht anerkennen wollen, der festgelegt hatte, dass das Fest gestern gefeiert werden sollte“, so der Beobachter weiter. „Leider schein im Norden auch das Wort ‚Sezession’ kein Tabu mehr zu sein. Manche sprechen sogar sehr gern davon.“
Zu den Hauptpunkten der Vereinbarungen von Marcoussis gehört auch die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit, der Vertreter der Partei des Präsidenten, der Oppositionsparteien und der Rebellen angehören. „Die Arbeiten der Regierung werden jedoch de facto behindert, weil die Minister der Opposition und der Rebellen seit Monaten nicht mehr an den Sitzungen des Ministerrats teilnehmen“, so der Beobachter. „Alle Parteien denken derzeit nur an die bevorstehenden Wahlen. Am 22. Oktober dieses Jahres geht die Amtszeit von Staatspräsiden Gbagbo zu Ende und auch der Kampf um seine Nachfolge könnte zu einer zusätzlichen Spaltung des Landes führen“. (LM) (Fidesdienst, 21/01/2005 - 45 Zeilen, 539 Worte)


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