ASIEN/JAPAN - „Die Messe zum Anfassen“: Im Jahr der Eucharistie vertiefen blinde Katholiken in Japan ihre Teilnahme an der Eucharistiefeier

Freitag, 21 Januar 2005

Tokio (Fidesdienst) - „Was passiert jetzt? Was tut der Priester gerade?“. Bei einem von einer katholischen Organisation in Tokio veranstalteten Workshop konnten blinde Katholiken, endlich Antworten auf die Fragen finden, die sie jedes Mal bewegten, wenn sie an einem Gottesdienst teilnahmen. „Die Messe zum Anfassen“ lautete das Thema des von der „Logos Braille Library“ veranstalten Seminars, dass insbesondere blinden Menschen helfen sollte, ihre Teilnahme an der Eucharistiefeier zu vertiefen.
Im Rahmen des Workshops, der in den Räumlichkeiten des Japan Catholic Centre in Tokio stattfand, konnten 18 blinde Gläubige den Kelch und die anderen Messbehälter anfassen und die Gesten des Priesters selbst nachahmen. Pfarrer Shimosako Eichi, Leiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der Japanischen Bischofskonferenz, erklärte den blinden Seminarsteilnehmern das Messbuch, die Gebete und die Bewegungen des Priesters und deren Bedeutung. Mit Anleitung von Pfarrer Shimosako hielten die Teilnehmer ihre Arme in die Höhe, wie diese der Zelebrant bei der Darbietung des Brotes und des Kelches mit dem Wein tut. In derselben Weise ahmten die Blinden auch das Zeichen des Kreuzes nach, wie es der Priester bei der Segnung der Gläubigen zum Abschluss des Gottesdienstes macht. Nachdem er erklärt hatte, wie der Kelch und der Hostienteller benutzt werden, gab er sie jedem Seminarsteilnehmer in die Hand. Einige wunderten sich darüber, dass der Kelch „so schwer“ war, andere waren darüber erstaunt „wie groß“ die Hostie war. Zum Abschluss des Workshops nahmen alle Veranstaltungsteilnehmer an einem Gottesdienst in der Kapelle des Japan Catholic Centre teil.
Vor Verlassen der Veranstaltung sagte Ozawa Yasuko aus der Pfarrei Koenji: „Es war ein schönes Gefühl, den Kelch und den Hostienteller anfassen zu dürfen. Jeder konnte Fragen dazu stellen und erhielt eine ausführliche Antwort“. Die 71jährige Frau Oku Yoshi aus der Pfarrei Chinadera in Chiba erklärte, dass sie durch ihre Teilnahme an dem Workshop ihr persönliches Wissen über die Bedeutung der Gesten und den Inhalt des Gottesdienstes vertieft habe. Bisher sei sie größtenteils auf Beschreibungen und Erklärungen von Angehörigen und Freunden angewiesen gewesen. „Ich habe ein Glaukoma im Endstadium und weiß nicht, ob ich an den beiden folgenden Seminarsveranstaltungen teilnehmen kann, doch dies ist nicht wichtig, denn jetzt kenne ich Jesus bereits sehr gut“.
Einige Teilnehmer des Workshops kamen auch aus den Diözesen Nagoya und Sendai. Allen Seminarsteilnehmern versicherte Pfarrer Shimosako: „Der göttliche Segen ist für Sehende und Blinde gleichermaßen unsichtbar“. Der katholische Priester wünscht sich auch in Zukunft ähnliche Veranstaltungen zur Vertiefung des Wissens über die Eucharistiefeier. Die „Logos Braille Library“ wurde 1953 als „Catholic Braille Library“ gegründet und verfügt über zu philosophischen und religiösen Themen in der Blindenschrift, von denen viele heute auch als Hörkassetten zur Verfügung stehen. Die Bibliothek, die heute vom Staat unterstützt wird und sich „The Logos Braille Library“ nennt, veranstaltet zahlreiche kulturelle Angebote und Seminare für Menschen mit einer Behinderung aller Religionen. (PS) (Fidesdienst, 21/01/2005 - 40 Zeilen, 476 Worte)


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