ASIEN/IRAK - „Ich danke dem Heiligen Vater, für seine Worte, die bei meinen Entführern Spuren hinterlassen haben“. Interview mit Erzbischof Casmoussa, wenige Stunden nach seiner Freilassung

Mittwoch, 19 Januar 2005

Mossul (Fidesdienst) - „Ich möchte dem Heiligen Vater danken, denn seine Worte haben bei meiner Freilassung eine wichtige Rolle gespielt“. Mit diesen Worten des Dankes wandte sich Erzbischof Basile Georges Casmoussa von Mossul an Papst Johannes Paul II.. Für den Fidesdienst sprach Pfarrer Nizar Semaan wenige Stunden nach der Freilassung mit dem syrisch-katholischen Erzbischof von Mossul.
Bereits wenige Stunden nach seiner Freilassung sprach Erzbischof über seine Entführung. Die Täter sind gegenwärtig noch nicht bekannt. „Ich weiß nicht wie viele Männer es waren, die mich entführt haben“, so der Erzbischof, „Manche hatten ihr Gesicht nicht bedeckt, andere trugen eine Maske. Ich hatte ziemlich viel Gelegenheit, mich mit ihnen zu unterhalten. Sie warfen mir zunächst vor, ich arbeite mit den Amerikanern zusammen, doch im Gespräch, konnte ich sie davon überzeugen, dass ich mich für die Einheit unter allen Irakern einsetze, damit der Irak wieder ein souveränes Land wird, wo es inneren Frieden und ein friedliches Zusammenleben mit den Nachbarländern gibt“.
„Je mehr Zeit verging, umso mehr wurde mir klar, dass ihre Überzeugung ins Wanken geriet und dass sie nicht mehr davon überzeugt waren, dass ich ein Gegner war, den man ausschalten musste. Heute Morgen dann, kurz vor meiner Freilassung, war einer der Entführer wirklich beeindruckt von den Worten des Heiligen Vaters. ‚Sogar der Papst hat sich für die eingesetzt’, sagte er zu mir. Da wusste ich, dass sie mich bald freilassen würden und dass sich die Hoffnung, die ich auch während der schwierigen Momente der Entführung nicht aufgegeben hatte, bewahrheitete“, so Erzbischof Casmoussa.
„Dramatisch aber auch berührend war es gestern Abend, als ich gebeten wurde, das letzte Gebet zu beten“, so Erzbischof Casmoussa, „Ich habe mit lauter Stimme gebetet und Gott um Vergebung für meine Sünden gebeten und mit dem Blick auf meine Entführer gerichtet, bat ich um die Gnade Gottes, damit das irakrische Volk wieder Frieden, Einklang und Einheit finden möge. Ich glaube, meine Entführer hatten Respekt vor diesen Worten und bin davon überzeugt, dass das Gebet bei meiner Freilassung eine wichtige Rolle gespielt hat.“
Ich möchte Gott für das Geschenk des Lebens und der Freiheit danken. Mein Dank gilt auch allen, die für mich gebetet haben“, fügt der syrisch-katholische Erzbischof hinzu. „Noch einmal möchte ich auch dem Papst und seinen Mitarbeitern danken, die bei diesem Geschehnis durch ihr rasches und diskretes Eingreifen eine wichtige Rolle gespielt haben. Danken möchte ich auch den Medien, die die Nachricht von meiner Entführung in aller Welt bekannt gemacht und damit Druck auf die Entführer ausgeübt haben“
Der Erzbischof nennt auch einige Details der Entführung: „Als sie beschlossen, dass ich freigelassen werden sollte, musste ich in den Kofferraum eines Autos steigen, so wie ich es auch bei meiner Entführung tun musste. Danach haben sie mich in einem Stadtviertel von Mossul freigelassen, von wo aus ich meine Mitarbeiter im Bischofssitz anrufen konnte, die mich abholten. Da das Fahrzeug meiner Mitarbeiter jedoch nicht kam, weil es im Verkehr stecken geblieben war, habe ich ein Taxi gerufen und bin damit nach Hause gefahren.
„Dieses abenteuerliche Ereignis hat mir Gelegenheit gegeben, über den tiefen Sinn des Lebens und des Todes zu meditieren. Es hat meinen Glauben bestärkt und mich dazu angespornt mich noch entschiedener für die Einheit und den Einklang unter allen Irakern einzusetzen. Der Irak möge wieder ein Land des Friedens und er Einheit werden“, so Erzbischof Casmoussa abschließend. (LM) (Fidesdienst, 18/01/2005 - 49 Zeilen, 567 Worte)


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