AMERIKA/VENEZUELA - „Gegenwart und Zukunft des Landes erfordern die Überwindung von Verhaltensweisen, die uns spalten und das Zeugnis dessen, was uns eint: dieselbe Geschichte, dasselbe Schicksal und dieselbe Hoffnung“. Botschaft der Bischöfe zum Abschluss der Vollversammlung

Montag, 17 Januar 2005

Caracas (Fidesdienst) - Zum Abschluss der 83 ordentlichen Vollversammlung veröffentlichten die venezolanischen Bischöfe eine Botschaft mit dem Titel „Dialog und Vergebung für den Frieden“, in dem die Bischöfe darauf hinweisen, dass „nicht genügend für die Versöhnung und den Frieden getan wurde“. Die Bischöfe äußern in ihrer Botschaft auch ihre Sorge hinsichtlich einer zunehmenden Polarisierung und des Ausbleibens von Zeichen, die auf die Überwindung eines solchen Verhaltens hindeuten. Dies führe in der Gesellschaft zur Ausgrenzung.
Was die politische Lage im Land anbelangt, so weisen die Bischöfe darauf hin, dass „die Exekutive bei der Verwaltung des Staates eine fast exklusive Hauptrolle einnimmt.“ „Diese übertriebene Machtkonzentration der Regierung, scheint die anderen öffentlichen Machbereiche einzuschränken, was zu einer fortscheitenden Verzerrung und schließlich zum Verlust der Funktion der Institutionen geführt hat. Dies ist für eine Demokratie äußerst schädlich, denn sie erfordert ihrem Wesen nach, neben den autonomen und druckfreien öffentlichen Gewalten auch eine verantwortliche und kritische Opposition. Andernfalls könnte es zu einem Machtmissbrauch kommen und einer Diktatur unter dem Deckmantel der Legalität die Pforten geöffnet werden“, warnen die Bischöfe.
Auch die Verabschiedung von restriktiven Gesetzen, die mit dem Geist der in der Verfassung festgelegten Prinzipien und Rechte und mit den internationalen von Venezuela unterzeichneten Traktaten nicht vereinbar sind. „Eine Gesellschaft, in der die Freiheit und die Opposition auch gesetzlich eingeschränkt wird, so dass es keine Möglichkeit zum Austausch und zur Unterbreitung von Vorschlägen gibt, versperrt praktisch der Wahrheit den Weg“, schreiben die Bischöfe wörtlich.
Zum Aufbau eines humanen, gerechten, solidarischen und geschwisterlichen Venezuela sind nach Ansicht der Bischöfe Aussöhnung, Pluralismus und Dialog notwendig: „Es muss dringend ein authentischer und verantwortlicher Dialog zwischen der Regierung und all jenen entstehen, die mit den gesellschaftspolitischen Programmen der Regierung nicht einverstanden sind.“ Das Land könne nicht länger in einem Status der Polarisierung leben. Die verschiedenen politischen Parteien sollten sich deshalb verantwortlich die Aufgaben teilen und dabei vor allem stets das Gemeinwohl im Auge behalten. Andernfalls wird „die mangelnde Kompromissbereitschaft, die fehlende Fähigkeit zum Zuhören und die Ansicht, dass die jeweilige Meinung die einzig richtige sei, den Dialog blockieren und damit die Lösung von Problemen und eine nachhaltige und friedliche Entwicklung“. Deshalb wünschen sich die Bischöfe mehr Gesten der Versöhnung und eine Mäßigung der Ausdrucksform bei der Auseinandersetzung mit politischen Gegnern. Man solle dabei „abgesehen von allem Trennenden vor allem den Blick auf das richten, was die Venezolaner vereint, und sich gegenseitig Fehler und Mängel vergeben.“
Der Aufruf der Bischöfe endet mit einer Bitte an die Gottesmutter von der Unbefleckten Empfängnis, um Beistand beim Aufbau einer geschwisterlichen Nation. Dabei erinnern die Bischöfe noch einmal daran, dass „Gegenwart und Zukunft des Landes die Überwindung von Verhaltensweisen erfordern, die uns spalten und das Zeugnis dessen, was uns eint: dieselbe Geschichte, dasselbe Schicksal und dieselbe Hoffnung“. (RZ) (Fidesdienst, 17/01/2005 - 43 Zeilen, 486 Worte)


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