AFRIKA/ÄGYPTEN - Streit um Nilwasser: Patriarch Mathias versucht “kirchliche Vermittlung” auf den Weg zu bringen

Samstag, 17 Januar 2015

Kairo (Fides) – Am gestrigen Freitag, den 16. Januar ging der Besuch des äthiopischen Patriarchen Abuna Mathias I. in Ägypten zu Ende. Während seines sechstägigen Aufenthalts wurde der äthiopische Patriarch, der auf Einladung des koptisch-orthodoxen Patriarchen Tawadros II. gekommen war, auch vom ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi und vom Großimam der al-Azhar-Universität, Ahmed al Tayyeb empfangen. Im Rahmen seiner Gespräche mit dem Präsidenten und anderen Politikern erwähnte Patriarch Mathias auch den in Ägypten umstrittenen Bau des geplanten äthiopischen Nil-Staudamms. Bei einer anschließenden Pressekonferenz forderte Patriarch Mathias Experten und Politiker auf, ihre “Arbeit zu tun” und nach einer Lösung für das umstrittene Projekt im Rahmen eines Dialogs zu suchen. Bei der Begegnung mit dem Präsidenten erinnerte der äthiopische Patriarch am vergangenen 13. Januar auch an die Notwendigkeit einer politischen Lösung, die die Rechte beider Länder im Zusammenhang mit der Nutzung der Gewässer des Nils.
Im Rahmen seines Besuchs versuchte Patriarch Mathias das seit langem in Betracht gezogen Vorhaben einer “kirchlichen Vermittlung” bei den Spannungen zwischen Ägypten und Äthiopien im Bezug auf den Bau des Staudamms auf den Weg zu bringen. Der Besuch des äthiopischen Patriarchen, der bereits für Juni 2013 (damals noch unter der Regierung der Muslimbrüder) geplant war, wurde damals im letzten Moment gestrichen. In Ägypten wird befürchtet, dass das äthiopische Bauprojekt sich negativ auf den Wasserstand des Nils auswirken könnte und damit das für die Wirtschaft und die Bevölkerung des Landes notwendigen Wassermengen reduzieren würde.
Der Besuch des äthiopischen Patriarchen hatte auch eine bedeutende kirchliche Tragweite bei der Überwindung von früheren Kontrasten zwischen den beiden Kirchen. Die äthiopische orthodoxe Kirche war bis 1959 unter juridischen Gesichtspunkten an das koptische Patriarchat in Alexandria gebunden. Damals wurde die Kirche vom koptischen Patriarchen Cyrill VI. als autokephale Kirche anerkannt. “Patriarch Tawadros”, so der koptisch-katholische Bischof von Guizeh, Antonios Aziz Mina, “betonte, er habe sich über die Worte von Patriarch Mathias gefreut, der sich Einheit und Gemeinschaft wünschte. Der äthiopische Patriarch zitierte dabei die Worte Jesus, der sagt, was Gott vereint dafür der Mensch nicht trennen, was normalerweise auf Ehen angewandt wird. Doch er bezog sich auf die Beziehungen zwischen den beiden Kirchen und bekräftigte damit die volle Einheit zwischen der äthiopisch-orthodoxen und der koptischen Kirche”. (GV) (Fides 17/1/2015).


Teilen: