AFRIKA/KAMERUN - Missionar: “Nur die Kirche kümmert sich um Opfer der Boko Haram im Norden von Kamerun“

Montag, 13 Oktober 2014

Bangui (Fides) - “Im Norden Kameruns findet ein stiller und kaum bekannter Krieg statt, der schwerwiegende humanitäre Folgen mit sich bringt”, so Bruder Fabio Mussi, vom Päpstlichen Institut für die Außenmissionen (pime), der die Caritasstelle in Yagoua an der Grenze zu Nigeria und dem Tschad leitet, wo es immer wieder zu Übergriffen der nigerianischen Boko-Haram-Sekte kommt. “Allein im äußersten Norden Kameruns in der Provinz Logone-Charie, gibt es 40.000 Binnenflüchtlinge und Flüchtlinge aus Nigeria. Weiter im Süden sind es sogar doppelt so viele” so der Missionar.
“Die einheimischen Streitkräfte haben Truppen entlang der Grenze stationiert, die versuchen Übergriffe auf das Territorium durch Mitglieder der Boko Haram auf der Suche nach etwas Essbarem zu verhindern. Denn die nigerianischen Streitkräfte unterbinden derzeit die Lebensmittelzufuhr in den von Boko Haram kontrollierten Gebieten. Nachdem Boko Haram, so viel wie möglich geplündert hat, werden nun die Märkte in Kamerun überfallen”.
“Trotz der kritischen Lage bleiben die Mitglieder der Ordensgemeinschaften des PIME im Land“, so Bruder Mussi, „Es gibt gewiss auch für uns Einschränkungen. Wir dürfen uns zum Beispiel außerhalb unserer Gemeinde nur mit einer Art bewaffneter Eskorte fortbewegen, die verstärkt wird, wenn wir uns der Grenze nähern”.
“Die Kirche ist die einzige Institution, die humanitäre Hilfe für Flüchtlinge und Vertriebene bereitstellt. Internationale Organisationen haben die Gegend aus Sicherheitsgründen verlassen. Wir sind als Kirche in Kamerun vor Ort bereits präsent und verteilen Lebensmittelhilfen oder graben Brunnen, dort wo die Behörden Flüchtlingscamps einrichten werden”, so der Missionar weiter.
“Die Menschen haben Angst, weil sie die neue Situation nicht kennen. Bis vor zwei Jahren war Kamerun eine glückliche Insel in einer instabilen Region. Heute sind Nichtmuslime misstrauisch gegenüber Muslimen. Das ist zwar nicht richtig, aber durchaus verständlich. Doch Boko Haram vertritt nicht alle Muslime”, so der Missionar. “Doch in Kamerun und Nigeria ist die Ansicht weit verbreitet, dass zahlreiche führende Muslime die Boko Haram unterstützen. Es geht dabei sowohl um Unterstützung aus dem nigerianischen Inland als auch aus dem Ausland. Um eine solche Organisation zu finanzieren reichen Überfälle und Plünderungen nicht aus. Die hoch entwickelten Waffen, die Boko Haram besitzt, kosten sehr viel Geld“.
“Auf der anderen Seite”, so der Missionar abschließend, “werden wir auch von Muslimen unterstützt. Es sollte auch daran erinnert werden, dass 60% der 7.000 Schüler, die unsere Schulen besuchen Muslime sind. Die Eltern schicken ihre Kinder weiterhin an unsere Schulen, denn sie wollen dem Druck der Boko Haram nicht nachgeben.” (L.M.) (Fides 13/10/2014)


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