AFRIKA/SOMALIA - Bischof Bertin: “Auf Militäroperationen müssen Maßnahmen zur Förderung einer tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklung folgen“

Freitag, 10 Oktober 2014

Mogadischu (Fides) - “Wenn man Somalia stabilisieren will müssen auf Militäroperationen Maßnahmen zur Förderung einer tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklung folgen und es müssen staatliche Strukturen geschaffen werden”, so der Apostolische Administrator von Mogadischu und Bischof von Dschibuti, Giorgio Bertin. In der somalischen Hauptstadt konnten die Truppen der Mission der Afrikanischen Union in Somalia (AMISOM) in den vergangenen Wochen einige wichtige Stellungen der Schabaab-Milizen erobern. “Die Schabaab-Milizen sind noch lange nicht besiegt und nach der Offensive der somalischen Truppen und der dell’AMISOM könnten sie sich nun auch unter der Bevölkerung versteckt halten und terroristische Anschläge planen. Um die Menschen zu überzeugen, dass sie auf der Seite des Staates stehen sollten, muss dieser dafür sorgen, dass die Einwohner einen wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt spüren, zum Beispiel durch den Bau von Schulen und das Angebot sozialer Dienstleistungen”, so Bischof Bertin.
“Das Problem ist nicht so sehr der Geldmangel, da viele internationale Geber, darunter auch die Europäische Union finanzielle Hilfen für die Stabilisierung Somalias zur Verfügung stellen, sonder die im Land herrschende Korruption, die verhindert, dass das Geld dort ankommt, wo es benötigt wird”, so Bischof Bertin weiter. “Somalische Soldaten haben zum Beispiel ihre Waffen an die Schaabab-Milizen verkauft oder kämpfen sogar in deren Reihen, weil sie seit Monaten keinen Sold erhalten. Dabei überweist die Europäische Union regelmäßig Gelder, die dann in interne bürokratische Kanäle der somalischen Verwaltung fließen: d.h. hohe Regierungsbeamte machen sich diese Gelder zu eigen”.
Somalia sei nicht das einzige instabile Land in der Region, nicht zuletzt herrschte auch im Jemen ein Bürgerkrieg, der das Funktionieren der staatlichen Institutionen ernsthaft beeinträchtigt, so Bischof Birten. Zwischen Somalia und dem Jemen gebe es unterdessen konstante legale und illegale Handelsbeziehungen: “Die illegalen Geschäfte speisen sich aus der Instabilität beider Länder und finanzieren die verschiedenen gegnerischen Parteien. Es geht um Geschäfte mit Waffen, Menschen und Khat, die traditionelle Droge im Horn von Afrika. Letztere wird insbesondere in Äthiopien, Kenia und im Jemen angebaut”.
“In einem Land wie Somalia, wo humanitäre Hilfen immer wieder fehlgeleitet werden, besteht der Handel mit Khat kontinuierlich weiter. Es gibt so genannte “Khat-Flieger”, die regelmäßig zwischen Mogadischu und Kenia hin- und herfliegen und auf dem Rückflug nach Nairobi, nachdem die Drogen in Somalia ausgeladen wurden, als Passagierflugzeuge benutzt werden. Diese Flugzeuge sind manchmal die einzige Verbindung zwischen Mogadischu und dem Rest der Welt, wie ich persönlich feststellen musste”, so der Apostolische Administrator von Mogadischu.
“Khat ist also eher ein soziales Problem als ein gesundheitliches. Die Menschen gegen viel Geld dafür aus und oft bleibt nicht viel für die eigene Familie übrig”. (L.M.) (Fides 10/10/2014)


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