AFRIKA/COTE D’IVOIRE - Vorsitzender der Bischofskonferenz: “Die Kirche wacht wie ein Prophet darüber, dass die Gesellschaft nicht vom rechten Weg abkommt”

Donnerstag, 18 September 2014

Abidjan (Fides) – In Cote d’Ivoire (Elfenbeinküste) sind die Folgen der 10jährigen politischen und institutionellen Krise auch heute noch zu spüren, die 2011 mit dem Eingreifen der Truppen der Vereinten Nationen und Frankreichs ihren Höhepunkt erreichte und mit der Festenahme des ehemaligen Präsidenten Laurent Gbagbo und der Amtsübernahme des heutigen Präsidenten Alassane Ouattara endete. Eine Präsidentschaftswahl wird im kommenden Jahr 2015 stattfinden. Über diese Themen sprach Fides mit dem Vorsitzenden der ivorischen Bischofskonferenz, Bischof Alexis Touabli Youlo von Agboville, am Rande des Ad-limina-Besuchs der Bischöfe im Vatikan.

Exzellenz, wie hat die Kirche die fast 10jährige Krise in Cote d’Ivoire erlebt?

Die Kirche ist im Zentrum der Gesellschaft, wie es sinngemäß in der Konzilskonstitution Gaudium et Spes heißt. Und auf der Grundlage dieser Präsenz, die in unserem Volk verwurzelt ist, hat die Kirche eine wichtige Rolle während der Krise gespielt, die unser Land erschüttert hat. Dies hat durch die ordentliche Seelsorge in den Pfarreien aber auch durch die Justitia-et-Pax-Kommission stattgefunden, die sich zu Gesprächen mit allen politischen Akteuren des Landes getroffen hat. Auch die Bischofskonferenz als solche hat die Hauptakteure der Krise, einschließlich der verschiedenen Präsidenten, die in einander den vergangenen Jahren folgten, zu Gesprächen eingeladen.
Diese Arbeit wird heute von den Strukturen fortgeführt, die sich mit der alltäglichen Politik befassen. Im Bereich der Aussöhnung ist die Kirche zum Beispiel in der Kommission “Dialog, Wahrheit und Versöhnung” vertreten, deren Vorsitzender ein katholischer Bischof ist (Bischof Paul-Simon Ahouanan Djro von Bouaké, vgl. Fides 29/9/2011, Anm.d.R.). Vertreter der Kirche sind auch auf regionaler Ebene in der Kommission vertreten.
Wir sind auch Mitglied der Unabhängigen Wahlkommission (CEI). Sowohl durch unsere ordentliche Arbeit als auch durch außerordentliche Initiativen ist die Kirche im Leben des Landes vertreten und ich glaube, dass die Menschen dies schätzen.

Die humanitären Folgen der Krise sind im Land heute noch zu spüren. Man braucht nur an die vielen Binnenflüchtlinge zu denken. Welche Rolle spielt die Kirche, wenn es um Hilfe für Not leidende Menschen geht?

Die Kirche ist wahrscheinlich die Institution, die die wichtigste Rolle im Umgang mit den Vertriebenen spielt. Es sollte erwähnt werden, dass die Menschen bei drohender Gefahr als erstes in katholischen Pfarreien Zuflucht suchte. Und dabei handelte es sich nicht nur um Katholiken sondern auch um Muslime und angehörige anderer Religionen oder Menschen, die sich zu keiner Religion bekennen. Die Pfarreien aller Diözesen des Landes und insbesondere im Westen und im Süden haben Aufnahmezentren für Binnenflüchtlinge eingerichtet. In diesem Bereich sind wir auch heute noch tätig, denn nicht alle Flüchtlinge konnten in ihre Heimat zurückkehren.

Wie wird die Kirche die Wahl im Jahr 2015 begleiten?

Die Kirche hat eine Beobachterrolle, wie der Prophet der, wacht um zu verhindern, dass die Gesellschaft vom rechten Weg abkommt. Und deshalb sind wir auch in der Unabhängigen Wahlkommission vertreten, die darauf achtet, dass angemessene Maßnahmen ergriffen werden, um sicherzustellen, dass die Wahl regulär und friedlich verläuft. (L.M.) (Fides 18/9/2014)


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