ASIEN/THAILAND – Asiatischer Islam lehnt das Kalifat im Irak und in Syrien ab

Freitag, 25 Juli 2014

Bangkok (Fides) – Wichtige Persönlichkeiten, Gelehrte und Intelektuelle Moslems der asiatischen Länder lehnen die Idee und das Projekt des, vom Islamischen Staat im Irak und in der Levante (ISIL) im Irak und in Syrien ausgerufenen, Kalifats ab. Die mittelorientalische Extremistengruppe verkündete am 29. Juni die Erschaffung eines Kalifats zwischen den beiden Ländern, unter der Führung von Abu Bakr al-Baghdadi. Wie eine bei Fides eingegangene Meldung aufzeigt, gilt das unter den Moslems Asiens als “eine eklatante Verletzung der wesentlichen Prinzipien des Islams“.
“Ein Krieg zwischen Gruppierungen, die sich die Erde der anderen aneignen wollen auf Grund wirtschaftlicher Ressourcen, steht den Grundsätzen des Islams entgegen und ist ein schweres Verbrechen“, betonte Asad Khan Falahi, Haupt-Imam einer Moschee in Neu Delhi. „Das Auslöschen von Menschenleben und die Zerstörung fremden Eigentums kann nicht als ‘jihad’ angesehen werden und das Risultat davon, kann nicht zu einem Kalifat erklärt werden”, erläuterte er.
In Indien, wo 130 Millionen Moslems leben, bemerkte der islamische Gelehrte Maulana Wahiduddin Khan: “Wer sich zum Kalifen ernennt, verletzt die Grundsätze des Islams und entehrt die Scharia.“ Auch Syed Jalaluddin Umari, der Präsident der indisch-islamischen Organisation “Jammat-e-Islami Hind”, ist der Ansicht, dass der ISIL alle islamischen Regeln verletzt habe beim Auswahlverfahren des Kalifen. Außerdem „verurteilen wir die Gewalt, die im Namen des Islam im Irak und irgendwo in der Welt angewendet wird“, erklärte er.
In Bangladesh fügte Kazi Nurul Islam, Professor für Religion und Kulturen an der Dhaka University, hinzu, dass “ein Kalifat keine realistische Idee” sei, während der islamische Intelektuelle Misbahur Rahman Chowdhury daran erinnerte, dass der „Islam Demokratie anerkennt: Für ein Kalifat gibt es keinen Platz mehr“.
In Indonesien, dem reichbevölkertsten islamischen Land der Welt, verwarf die Nahdlatul Ulama (NU), eine der einflussreichsten islamischen Organisationen des Landes, die Vorgehensweise des ISIL. “Die NU konzentriert sich auf die Gebote Gottes. Die NU erkennt kein Kalifat an un betrachtet das des ISIL als unecht”, sagte ihr Sprecher, Malik Madani. Auch die Muhammadiyah, der zweitgrößte Verband von Moslems in Indonesien, distanzierte sich von “dem, was der ISIL macht, indem er Gewalt und Konflikt mitten in politischen Situationen fördert“, äußerte ihr Generalsekretär Abdul Mu'thi. “Wenn wir wahre und gute Moslems sind, müssen wir den ISIL ablehnen”, erläuterte er, weil “der Islam nichts mit ihm zu tun hat.” Ein islamischer Führer aus Bekasi, einem Vorort der Metropole Giacarta, kündigte an, dass „seine Gemeinschaft sich den Aufrufen des ISIL verweigerte, kämpfende Moslems im südöstlichen Asien zu reklutieren”, während der islamische Führer Abdul Muis Bahri in Malaysia erwähnte, „nicht einen einzigen Grund zu finden, aus dem ein Moslem den ISIL unterstützen sollte“, angesichts dessen, dass dessen Milizen „an Al-Quaida angeschlossen sind, sie Menschen umbringen und das Blut Unschuldiger vergießen“.
Über eines sind sich alle einig: Die Führer und Gelehrten des Islam müssen dringend in Asien das Bewusstsein verbreiten, dass der ISIL nicht dem wahren Islam folgt und dass “es nichts Schlimmeres gibt, als Moslems zu sehen die sich im Namen des Islam gegenseitig umbringen.”
Der asiatische Islam, der sich über die Grenzen der arabischen Welt hinaus geformt hat, ist ein zahlenmäßig sehr bedeutender Islam: in den arabischen Ländern gibt es insgesamt ungefähr 300 Millionen Gläubige, während im restlichen Asien (von Pakistan bis nach Indonesien und in Zentralasien) mehr als 690 Millionen Moslems leben, damit fast doppelt so viele. In vielen Gebieten ist der Islam friedlich eingetroffen, dank der Reisen der arabischen Händler, die sich den lokalen Kulturen angenähert haben; und er hat sich mit diesen auf vollkommen friedliche, offene und tollerante Weise verknüpft. (PA) (Fides 25/7/2014)


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