ASIEN/INDIEN – Seelsorge in Gefägnissen: Kirche prangert Überfüllungen an und orientiert sich an P. Kolbe

Mittwoch, 23 Juli 2014

Neu-Delhi (Fides) – Die indische Kirche verstärkt ihren Einsatz in der Gefängnisseelsorge. Zum einen prangert sie die Überfüllungen an, ein langjähriges Problem der indischen Gefängnisse. Des weiteren wählt sie den Heiligen Maximilian Kolbe, den Franziskaner-Minorit, der im Konzentrationslager von Auschwitz ermordet wurde, als Vorbild aus. Papst Johannes Paul II. kanonisierte P. Kolbe als “Märtyrer der Nächstenliebe” und rief ihn zum “Schutzpatron” der Gefangenen aus.
Die Überfüllung der Gefägnisse in Indien verschlimmert sich: Laut der aktuellsten verfügbaren Daten lag die Gesamtzahl der Einsitzenden im Land Ende des Jahres 2012 bei über 385 Tausend, gegenüber einer Aufnahmefähigkeit von ungefähr 340 Tausend Personen. Einige Einrichtungen beherbergten zweimal so viele Gefangene wie vorgesehen. Um die Überbelegung zu vermindern, entwickelte die indische Regierung in den letzten zehn Jahren einen Plan zur Modernisierung und zur Erweiterung der Haftanstalten, errichtete 125 neue Gefägnisse, 1.579 zusätzliche Kasernen und 8.658 Unterkünfte für die Angestellten.
Aus der Sicht der Kirche ist es aber keine Lösung, neue Einrichtungen zu bauen, wie eine an Fides gesandte Meldung bestätigt. Der richte Weg sei es, der Kriminalität vorzubeugen durch öffentliche Erziehung zur Legalität und zur Ethik. Außerdem sollte eine Zurückerziehung stattfinden, die den Aufenthalt in einem Strafinstitut für den Gefangenen und für die Gesellschaft nützlich macht, damit es sich nicht nur um eine Strafmaßnahme handelt. Die Person P. Kolbes kann als Vorbild dienen und konkrete Erfahrung sein, um denen, die dem Leid im Gefägnis ausgesetzt sind, die Frohe Botschaft zu verkünden.
Der ausführende Arm der indischen Kirche, um den Gefangenen nahe zu stehen, ist der apostolische Verband „Prison Ministry India” (PMI), gegründet vor 28 Jahren in Kerala, anerkannt von der Bischofskonferenz Indiens als eine ihrer Aktivitäten und heute unter dem Schirm der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden. Die Mitglieder des PMI besuchen die Haftanstalten in regelmäßigen Anbständen und halten Treffen mit den Gefangenen ab, um mit ihnen zu sprechen und zu beten. Außerdem betreuen sie Zentren für die Rehabilitierung ehemaliger Gefägnisinsassen. Die Vorgehensweise besteht darin, die Gefägnisse zu besuchen, die Einsitzenden dazu zu ermutigen, den inneren Frieden wiederzufinden, Kontakt mit den Familien aufzunehmen und Möglichkeiten für die Rehabilitierung nach der Freilassung zu bieten. Bei diesen Tätigkeiten arbeitet das PMI mit den Missionarinnen der Nächstenliebe zusammen, die ein Heim eröffnet haben, genannt “Shanti Dhan” (“Geschenk des Friedens”), für Männer und Frauen mit Gefägnisvergangenheit.
Heute hat PMI 850 Standorte im indischen Territorium, 30 Rehabilitationsinstitute und 6000 Freiwillige in ganz Indien. Ständig organisiert es Programme zur Sensibilisierung in Pfarrgemeinden, Universitäten, Schulen und anderen Einrichtungen. (PA) (Fides 23/7/2014)


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