AFRIKA/SUDAN - Darfur: Verhandlungen erneut unterbrochen. Caritas Internationalis berichtet vom Leben der Flüchtlinge in der Region: „Eine schizophrene Situation“

Dienstag, 21 Dezember 2004

Khartum (Fidesdienst) - Die Friedensverhandlungen für Darfur wurden erneut unterbrochen: eine letzte Sitzung findet am heutigen 21. Dezember in der nigerianischen Hauptstadt Abuja statt. Der nigerianische Präsident Olesegun Obasanjo, der von der Afrikanischen Union mit der Vermittlung beauftragt wurde, trifft sich heute zu Gesprächen mit Vertretern der Rebellenbewegungen in Darfur und der sudanesischen Regierungen, bei denen die Verhandlungsrunde offiziell beendet werden soll.
Die Verhandlungen wurden definitiv unterbrochen, nachdem die zwei größten Rebellenbewegungen in Darfur, Sudan Liberation Movement (SM) und Justice and Equality Movement (JEM) einen von Libyen vorgelegten neuen Verhandlungsvorschlag ablehnten. Sie erklärten man vertrete weiterhin die Position, die in den vergangenen Tagen der Afrikanischen Union vorgelegt worden sei und verlange einen sofortigen Rückzug der Regierungstruppen aus der bei der letzten Offensive besetzten Region. Die Regierung in Khartum hatte ein 24stündiges Ultimatum für den Rückzug der Truppen abgelehnt, das in der vergangenen Woche von der Afrikanischen Union verhängt worden war. Unterdessen brachte das amerikanische Außenministerium seine „große Besorgnis“ hinsichtlich der Zunahme der Gewalt in Darfur zum Ausdruck und forderte die sudanesische Regierung und die Guerillagruppen zur Einhaltung des Waffenstillstands auf, gegen den beide Seiten verstoßen hatten.
Mit dem Scheitern der Friedensverhandlungen wird sich auch die humanitäre Krise in der Region zuspitzen. Einen dramatischen Bericht zur Lage, in der sich die Fast 2 Millionen Vertriebenen aus der Region Darfur befinden, erhielt der Fidesdienst von Caritas Internationalis. Im Auftrag der Föderation der katholischen Hilfswerke sind mehrere Mitarbeiter vor Ort tätig. „Vielleicht kann man das Ausmaß, dessen, was in Darfur während der vergangenen 18 Monate geschehen ist, nur vom Fenster eines Flugzeugs oder eines Hubschraubers aus erkennen“, heißt es in dem Bericht. „Nur von oben kann ein Besucher sich wirklich vorstellen wie sehr sich Städte wie Nyala im Süden von Darfur und Zalingei und Garsilla im Westen der Region sich verändert haben. Am Stadtrand stehen tausende Zelte und Siedlungen, in denen die Vertriebenen Zuflucht suchen. Nur von oben kann man erkennen, wie kleine Dörfer zerstört wurden: nur wenigen Dörfern blieb die Gewalt erspart“, berichten die Mitarbeiter von Caritas Internationalis weiter.
Vor Ort stoße man auf eine „schizophrene“ Situation: „Darfur ist ein Ort wo der Krieg ganz plötzlich an Orten ausbrechen kann, die nur wenige Fußminuten vom Siedlungen entfernt sind, in denen das Leben ruhig zu verlaufen scheint. Darfur ist ein Ort, wo Vertrieben aus Angst vor neuer Gewalt die Aufnahmelager nicht verlassen können, die sich nur wenige Schritte von den Hügeln entfernt befinden, wo einst ihre Felder bewirtschafteten, ihre Kinder großzogen und ihre Toten begruben“. (LM) (Fidesdienst, 21/12/2004 - 39 Zeilen, 429 Worte)


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