ASIEN/PHILIPPINEN - „Friedensprozess muss dringend wieder aufgenommen werden: Durch den Dialog können Rebellen von radikalen islamischen Gruppen fern gehalten werden“. Ein Missionar analysiert die gegenwärtige Situation

Donnerstag, 16 Dezember 2004

Manila (Fidesdienst) - „Im Friedensprozess auf den Südphilippinen ist eine Wende notwendig. Die tatsächlichen Gründe dafür, weshalb die offiziellen Friedensgespräche zwischen der Regierung und den Rebellen der Moro National Liberation Front (MILF) nicht wieder aufgenommen wurden, sind unklar“, so der Leiter der Abteilung „Justitia et Pax“ der Oblaten Missionare, Pater Eliseo Mercado, der mehrere Jahre lang als Dozent an der Notre Dame University in Cotabato (auf der Insel Mindanao) unterrichtete.
Pater Mercado beschreibt die Situation wie folgt: „Es gibt mehrere Hindernisse: Die Regierung in Manila vertritt eine Denkart, die der ehemalige Verteidigungsminister und heutige Innenminister Angelo Reyes einführte, der die Verhandlungen aus verschiedenen Gründen ablehnt: zum einen, wegen der Beziehungen zwischen der MILF und dem Terrornetzwerk Jemmah Islamiya (JI) ; zum anderen ist er davon überzeugt, dass die in den eigenen Reihen gespaltene MILF die verschiedenen Flügel nicht unter Kontrolle hat und ein Friedensabkommen deshalb unvollständig wäre. Außerdem stimmt auch die Bevölkerung der Südphilippinen einer Unterzeichnung von Friedensverträgen nicht zu. Unterdessen führen die Guerillakämpfer ihre bisherige Strategie fort und reichen auf der einen Seite die Hand zum Frieden, während sie auf der anderen zur Gewalt aufrufen“.
Doch man sollte sich nach Ansicht von Pater Mercado trotzdem unbedingt um den Dialog bemühen, der notwendig ist, „damit die MILF nicht unter den Einfluss der radikalen JI gerät. Wenn der Stillstand weiter bestehen bleibt oder sich die harte Linie durchsetzt, dann würde dies bedeuten, dass man die MILF in die Arme der Extremisten treibt.“
Extremisten werden zunächst auch hinter dem Bombenanschlag auf den Markt in General Santos in der Provinz Mindanao vermutet (bei dem 14 Menschen starben und 60 verletzt wurden). Die Polizei gab jedoch noch nicht bekannt ob es sich bei den Attentätern um Terroristen handelt. Unterdessen erklärte die MILF, sie sei nicht für den Anschlag verantwortlich. Nach Ansicht des Bürgermeisters der Stadt, Pedro Acharon, handelt es sich um eine Auseinandersetzung zwischen zwei rivalisierenden Händlergruppen. Ebenfalls in General Santos wurde bereits im April dieses Jahres ein Attentat verübt, bei dem 15 Menschen in einem Einkaufszentrum ums Leben kamen. Zu diesem Attentat bekannte sich die terroristische Abu Sayyaf-Gruppe.
Pater Mercado betrachtet diesen Anschlag jedoch nicht als Hindernis für die Wiederaufnahme des Dialogs: „Man muss sich um das Interesse der Bevölkerung am Vorankommen des Friedensprozesses bemühen. Die wirtschaftliche Kluft und die Feindseligkeiten zwischen Christen und Muslimen dehnen sich aus. In diesem Sinn spielen christliche und muslimische Religionsführer eine ausschlaggebende Rolle bei der Unterstützung des Friedensprozesses, den sie werden als sehr glaubwürdig betrachtet.“ (PA) (Fidesdienst, 16/12/2004 - 40 Zeilen, 432 Worte)


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