AFRIKA/COTE D’IVOIRE - Das geheime Drama von Cote d’Ivoire: Im vergangenen Monat mussten 5.000 Menschen ihre Heimatdörfer verlassen. Ortsvorsteher eines katholischen Dorfes ermordet

Dienstag, 14 Dezember 2004

Abidjan (Fidesdienst) - „Eine solche Gewalt gegen Zivilisten hat es in den zwei Krisenjahren nie gegeben. Die Rebellen drangen in die Wohnungen der Menschen ein, zertrümmerten Türen, verletzten unschuldigen Menschen und plünderten alles“, so ein Beobachter aus Bahiakro im Norden von Cote d’Ivoire gegenüber dem Fidesdienst. „Bahiakro befindet sich in der Region in der Trennungszone zwischen den regulären Streitkräften und den Rebellen der Forces Nouvelles, die von den Friedenseinheiten der Vereinten Nationen bewacht wird“, so der Beobachter weiter. „Leider ist es den Rebellen jedoch gelungen, vor einem Monat in die Zone vorzustoßen, ohne dass sie jemand daran gehindert hätte. Sie haben die Zivilbevölkerung sofort aus ihren Wohnungen vertreiben und später sogar aus den provisorischen Unterkünften, die sich die Menschen auf den Feldern aufgebaut hatten. Vor wenigen Tagen wurde Hubertson, der Ortsvorsteher eines katholischen Dorfes ermordet“, so der Beobachter weiter.
„In der Region gibt es rund 5.000 Vertriebene, die alles verloren haben, sogar ihre Kleider, weil die Rebellen alles aus ihren Wohnungen mitgenommen haben. Die Kirche hat in Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden eine Hilfsprogramm für die Vertriebenen auf den Weg gebracht und diese in provisorischen Camps untergebracht. Viele dieser Vertriebenen sind Kinder und Frauen. Es werden Massenimpfungen durchgeführt und die Menschen sollen mit Lebensmitteln, Medikamenten und Kleidern versorg werden“, so der Beobachter.
Am gestrigen 13. Dezember begann unterdessen in Cote d’Ivoire die Parlamentsdebatte über eine Änderung der Staatsbürgerschaftsgesetze, die von den im Januar 2003 unterzeichneten Friedensverträgen von Marcoussis vorgesehen war, mit denen der zweijährige Bürgerkrieg im Land beigelegt wurde. Die Debatte wurde jedoch bereits kurz nach Beginn wieder unterbrochen, weil die Justizministerin Henriette Daibaté erklärte, zur Debatte seien zwei unterschiedliche Texte vorgelegt worden, die nicht mit der von ihrem Ministerium vorgelegten Version übereinstimmen.
Die beiden beim Parlament vorgelegten Texte waren am 3. November bei einer außerordentlichen Ministerratssitzung gebilligt worden, an der nur 14 der insgesamt 40 Minister der Regierung der Nationalen Einheit teilgenommen hatten.
Frau Diabaté hatte an der Sitzung nicht teilgenommen, wie andere Oppositionsminister und der Premierminister, nachdem es zu Uneinigkeiten hinsichtlich der Umsetzung der von den Verträgen vorgesehenen Reformen gekommen war.
Die Stellungnahme der Justizministerin löste eine heftige Debatte im Parlament aus, was die Spaltung des Landes zwischen den Anhängern und Gegnern des Präsidenten Laurent Gbagbo einmal mehr verdeutlichte.
Unterdessen hatten Vertreter der Rebellenbewegung „Forces Nouvelles“ in Bouaké, der Rebellenhochburg, bekannt gegeben, man werde bald möglichst einen eigenen Vertreter nach Südafrika entsenden, der dem südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki ein Dokument zur Wiederaufnahme des Friedensprozesses vorlegen soll. Präsident Mbeki vermittelt im Auftrag der Afrikanischen Union in der Krise in Cote d’Ivoire. (LM) (Fidesdienst, 14/12/2004 - 43 Zeilen, 448 Worte)


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