ASIEN/IRAK - „An Weihnachten werden wir nur beten und keine Feste feiern“. Der chaldäische Erzbischof von Kerkuk ruft in einer Botschaft im Namen der christlichen Religionsführer zur Befriedung des Irak auf

Montag, 13 Dezember 2004

Kerkuk (Fidesdienst) - Die christlichen Gläubigen im nordirakischen Kerkuk werden das Weihnachtsfest vor allem betend verbringen. Die chaldäischen Katholiken werden keine großen Feste feiern, denn zum einen fürchtet man sich vor fundamentalistischer Gewalt, zum anderen haben viele christliche Familien das Land bereits verlassen. Dies teilt der chaldäische Erzbischof Luis Sako von Kerkuk dem Fidesdienst mit, der im Namen aller christlichen Religionsführer eine Botschaft veröffentlichte.
„In diesen Tagen bereiten wir uns auf die Geburt unseres Herrn vor. Wir beten dafür und hoffen, dass es ein Weihnachtsfest des Friedens und der Liebe werden möge, doch in unseren Gemeinden gibt es viel Schmerz und wir werden keine großen Feste feiern. Viele Familien haben Angehörige oder Kinder bei den Attentaten fundamentalistischer Gruppen auf die Kirchen in Mossul und Bagdad verloren. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, dass wir in unseren Gemeinden keine Weihnachtsfeste feiern werden: wir werden jedoch für unser Land beten, damit der Herr dieser Nation Frieden schenken möge. Außerdem sind wir damit solidarisch mit unseren muslimischen Mitbürgern, die ebenfalls auf die Feiern zum Ende des Fastenmonats Ramadan verzichten mussten“.
Im Namen aller christlichen Religionsführer in Kerkuk schreibt der katholische Erzbischof: „Die Situation im Irak ist heute sehr schmerzlich und die Gründe dafür sind allen bekannt. Während wir um uns herum Tod und Zerstörung sehen, fühlen wir uns verpflichtet, alles zu tun, und auch unser Leid zu akzeptieren, um einen Ausweg aus dieser Situation zu finden. An erster Stelle muss der Frieden im Irak und die Einheit des irakischen Volkes stehen. Wir müssen alle zusammenarbeiten, Araber, Türken, Christen, Muslime und Anhänger anderer Religionen und durch den Dialog die Gewalt ablehnen, die Tod und Ruin für unser Land mit sich bringt. Dies ist der Moment des Dialogs, denn wir müssen unsere Verantwortlichkeit als Menschen unter Beweis stellen und dem Land eine Zukunft in Frieden, Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit sichern“.
„Als Religionsführer von Kerkuk fühlen wir uns verantwortlich für das gemeinsame Engagement für Harmonie und Wohlergehen in unserem Land. Es geht dabei nicht um Einzelinteressen sondern wir wünschen uns Frieden und Nächstenliebe: deshalb verurteilen wir auch die Angriffe auf die Moscheen in Falludscha, Nadschaf und Mossul und auf die Kirchen in Bagdad und Mossul. Wir verurteilen jegliche Schändung heiliger Orte der verschiedenen Religionen.“, heißt es in der Botschaft weiter.
In der Botschaft geht auch die Situation der Christen ein: „Wenn man Bombenanschläge auf unsere Kirche verübt und unsere Menschen einschüchtert, dann werden damit die Probleme des Irak nicht gelöst. Wir Christen haben viele Menschen im Krieg verloren und wir haben uns zusammen mit unseren irakischen Mitbürgern aufgeopfert: die Gewalttätigen, die die Christen zum Verlassen des Landes zwingen wollen, tun dem Irak nichts Gutes“. (PA) (Fidesdienst, 13/12/2004 - Zeilen, Worte)


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