ASIEN/IRAK - Der „Preis des Lebens“ in Europa und im Irak: Christen im Irak werden sich auch an Weihnachten in Lebensgefahr befinden und das Fest eingeschlossen in den eigenen Wohnungen feiern

Freitag, 10 Dezember 2004

Bagdad (Fidesdienst) - Während in den europäischen Städten trotz gestiegener Lebenshaltungskosten der vorweihnachtliche Konsum auf vollen Touren läuft hat das Leben für die Menschen in Bagdad, Mossul und anderen irakischen Städten einen ganz anderen Preis: hier geht es um das Leben an sich, denn christliche Gemeinden im Irak fühlen sich zunehmen in Lebensgefahr. Dies bekräftigt der 32jähreige syrisch-katholische Laiengläubige Alaa Elias aus Bagdad im Gespräch mit dem Fidesdienst. Er berichtet, wie seine Familie und die Gemeinde das Weihnachtsfest 2004 feiern werden: „Wir werden wahrscheinlich keine großen Feiern veranstalten können und in den eigenen Wohnungen feiern. Aus Angst verlassen wir unsere Wohnungen nicht, denn jeder Schritt vor die Haustür könnte uns den Tod bringen. Jesus Christus wird der Welt geboren, dies sollte eigentlich der Sieg des Lebens sein, doch wir leben hier in ständiger Lebensgefahr“.
Alaa ist Katechist und verbrachte bis vor kurzem viel Zeit in der syrisch-katholischen Pfarrgemeinde, wo er Religionsunterricht für die Kinder der Gemeinde gab. Doch die Zeiten haben sich geändert und er weiß nicht einmal, ob er an Weihnachten an der heiligen Messe teilnehmen werden kann: „Die Kirchen sind geschlossen und die jüngsten Attentate haben den Menschen Angst gemacht. Sie kommen nicht mehr in die Pfarrei und wenn sie das tun, dann nur im Geheimen. Nur sehr selten empfangen wir in den Kellerräumen die Sakramente. Auch das Weihnachtsfest werden wir zu Hause verbringen und uns im Kreise der Familie an dieses Ereignis erinnern, dass die Geschichte der Menschheit verändert hat. Das Zusammensein mit den anderen Pfarrgemeindemitgliedern bei der Mitternachtsmesse ist uns verweigert: die Sicherheitsbedingungen lassen es nicht zu und unter uns Christen wächst die Angst von Tag zu Tag. Wir schließen uns zu Hause ein und sind dieser Situation müde. Aus diesem Grund ziehen es viele, die diese Unterdrückung nicht mehr ertragen oder Angst vor Terrorangriffen haben, das Land zu verlassen“.
„Die Bedingungen, unter denen wir Christen hier leben, haben sich verschlechtert“, so Alaa zu den jüngsten Attentaten auf kirchliche Einrichtungen in Mossul. „Die Attentate auf die Kirchen haben symbolische Bedeutung: die Terroristen wollen damit dem Glauben, der Gewissheit und der Identität der Christen selbst Schaden zufügen.“
„Wir müssen geduldig sein und weiterhin beten“, so Alaa weiter, „Ich glaube es wird noch Jahre dauern, bis tatsächlich Frieden und Sicherheit zurückkehren, und dieser verheerende Bürgerkrieg ein Ende nimmt, doch wir hoffen, dass der Stabilisierungsprozess mit den Wahlen im Januar beginnen wird. Wichtig ist, dass diese Wahlen auch die politischen und diplomatischen Beziehungen regeln, doch wird dies auch sozialen Frieden bringen? Die Terroristen versuchen diese Wahlen zu boykottieren indem sie die Menschen unter Drohung auffordern, ihre Stimme nicht abzugeben. Mit Blick auf die Wahlen werden weitere Attentate befürchtet“.
Abschließend wünscht sich Alaa, dass die Christen in Europa, die sich mit steigenden „Lebenshaltungskosten“ konfrontiert sehen, nicht vergessen, dass irakische Christen sich auch an Weihnachten jeden Tag in konkreter Lebensgefahr befinden. (PA) (Fidesdienst, 10/12/2004 - 42 Zeilen, 499 Worte)


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