VATIKAN - „Die Notwendigkeit des Dialogs zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen in einem Kontext des Pluralismus, der über die einfache Toleranz hinausgeht“. Papstbotschaft zum 91. Welttag der Migranten und Flüchtlinge“

Freitag, 10 Dezember 2004

Vatikanstadt (Fidesdienst) - „Der Kontakt mit dem anderen bringt es mit sich, dass man sein „Geheimnis“ kennt und sich ihm öffnet, um wertvolle Aspekte aufzunehmen und damit zu einem besseren gegenseitigen Kennenlernen beizutragen. Dies ist ein langer Prozess, der darauf abzielt, Gesellschaften und Kulturen zu formen und sie zunehmend zu einem Spiegelbild der vielfältigen Geschenke Gottes an den Menschen werden zu lassen“, schreibt Papst Johannes Paul II. in seiner Botschaft zum 91. Welttag der Migranten und Menschen unterwegs am 16. Januar 2005 zum Thema: „Integration zwischen den Kulturen“.
„Der Migrant unternimmt in einem solchen Prozess Schritte“, heißt es in der Botschaft weitern, „die zur gesellschaftlichen Eingliederung führen, wie zum Beispiel das Erlernen der jeweiligen Landessprache und die Anpassung an die Gesetze des Landes und an die Erfordernisse der Arbeit, so dass die Entstehung einer verbitterten Differenzierung vermieden werden kann“. Der Papst geht dann im Einzelnen auf verschieden Aspekte der interkulturellen Integration ein: insbesondere auf die so genannte „Identitätskrise“, die oft um Personen verschiedener Kulturen entsteht, aber auch positive Aspekte mit sich bringt. „In unserer Gesellschaft, die vom Phänomen der globalen Migration gekennzeichnet sind, muss das richtige Gleichgewicht, zwischen der Achtung der eigenen Identität und der Anerkennung der Identität der anderen gesucht werden“. Dabei sollen Modelle vermieden werden, die dazu tendieren „aus dem anderen eine Kopie seiner selbst zu machen“, oder Modelle, die zur Ausgrenzung von Zuwanderern führen: „Der Weg, den wir beschreiten müssen, ist die echte Integration, in einer offenen Perspektive, die es ablehnt nur die Unterschiede zwischen Zuwanderern und Einheimischen hervorzuheben.“ In der Botschaft wird auch auf die „Notwendigkeit des Dialogs zwischen den Menschen unterschiedlicher Kulturen“ hingewiesen und zwar „in einem Kontext des Pluralismus, der über die einfache Toleranz hinausgeht und vielmehr Sympathie mit sich bringt“ … „Es sollte eine gegenseitige Befruchtung der Kulturen gefördert werden. Dies setzte jedoch Wissen um die jeweils andere Kultur und gegenseitige Offenheit voraus, in einem Kontext der authentischen Verständigung und des gegenseitigen Wohlwollens“.
Christen können in einem solchen Kontext „in den verschiedenen Kulturen vor allem die ‚wertvollen religiösen und menschlichen Elemente’ erkennen, die eine solide Perspektive des gegenseitigen Einverständnisses bieten … Natürlich muss das Prinzip der Achtung der kulturellen Unterschiede mit dem Schutz der unverzichtbaren gemeinsamen Werte vereinbart werden, da diese auf den universalen Menschenrechten gründen“. Damit sie sich selbst gegenüber konsequent bleiben können, „dürfen Christen nicht darauf verzichten, das Evangelium Christi allen Geschöpfen zu verkünden. Dies muss vor allem im Respekt gegenüber dem Gewissen der anderen stattfinden, wobei sie sich stets in der Nächstenliebe üben sollen.“ „Als Wächter sollen Christen vor allem den Hilfeschrei der vielen Migranten und Flüchtlinge hören, sie sollten dabei jedoch auch durch ihr aktives Engagement Perspektiven der Hoffnung fördern, die zur Morgenröte einer offeneren und solidarischeren Gemeinschaft führen. An ihnen liegt es an erster Stelle, die Gegenwart Gottes in der Geschichte zu erkennen, auch wenn alles noch von Finsternis umhüllt scheint“.
Bei einer Pressekonferenz zur Präsentation der Papstbotschaft wurden auch einige Daten zum Phänomen der Migration bekannt gegeben von der rund 175 Millionen Menschen betroffen sind, die sich nicht ihrem Geburtsland aufhalten. Davon leben rund 56 Millionen in Europa,. Rund 50 Millionen in Asien, rund 41 Millionen in Nordamerika, rund 16 Millionen in Afrika, 6 Millionen in Lateinamerika und der Karibik und ebenso viele in der Ozeanien. Unter den Ländern, in denen die meisten Zuwanderer aufgenommen wurden entsteht folgendes Bild: An erster Stelle stehen die Vereinigten Staaten mit 35 Millionen, gefolgt von der Russischen Föderation (13 Millionen), Deutschland (7 Millionen), Indien und Frankreich (6 Millionen), Kanada (6 Millionen), Saudi Arabien (5 Millionen), Pakistan (über 4 Millionen). Italien steht mit 2,5 Millionen an 20. Stelle. In den Vereinigten Staaten kommen die Zuwanderer aus mindestens 40 verschiedenen Herkunftsländern, wobei die meisten Zuwanderer aus Mexiko kommen. In Deutschland leben Zuwanderer aus 18 verschiedenen Herkunftsländern. In Japan leben Zuwanderer aus 10 verschiedenen Ländern. Von den Zuwanderern in Australien, Kanada, Neuseeland und den Vereinigten Staaten kommen rund 38% aus Lateinamerika und der Karibik, während 24% aus Asien oder Ozeanien kommen und rund 21% Europäer sind. (SL) (Fidesdienst, 10/12/2004 - 60 Zeilen, 694 Worte)


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