AFRIKA/TUNESIEN - Die stets neue Zusammensetzung der Glaubensgemeinschaft stellt die katholische Kirche vor große Herausforderungen

Dienstag, 14 Januar 2014

Tunis (Fides)- “Unser Apostolat ist ein Apostolat des Lebens: wir verkünden Christus, in dem wir nach seinen Lehren leben”, so Erzbischof Ilario Antoniazzi von Tunis zu Fides. “Wir dürfen das Apostolat des Wortes nicht ausüben, den der so genannte‚Modus Vivendi’ eine Art Vereinbarung zwischen dem tunesischen Staat und der Kirche nach der Unabhängigkeit, dies nicht erlaubt”, so Erzbischof Antoniazzi. “Unter anderem wurden 1964 von den über 100 Kirchen, die die katholische Glaubensgemeinschaft damals besaß, die meisten verstaatlicht. Heute gibt es im ganzen Land nur noch 5 Kirchen und 8 katholische Schulen“, so der Erzbischof.
“Wir dürfen weder Gebäude kaufen oder abgeben noch dürfen wir Schenkungen annehmen. Wenn zum Beispiel ein Orden seine Kloster in Tunesien schließt, darf sie dies nicht dem Erzbistum schenken, sondern es wird verstaatlicht“, so der Erzbischof von Tunis weiter”.
“Doch dies hindert uns nicht an einem harmonischen Zusammenleben mit der tunesischen Bevölkerung”, so Erzbischof Antoniazzi. “Unsere kirchliche Gemeinschaft besteht vor allem aus ausländischen Gläubigen, meistens Studenten und Arbeiter aus den afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Dies stellt eine pastorale Herausforderung für uns dar, denn nach unseren Schätzungen gehen jedes Jahr ein Viertel unserer Gläubigen in die Heimat zurück, weil sie ihr Studium beendet haben oder ihr Arbeitsvertrag abläuft. Dies wird jedoch durch Neuankömmlinge kompensiert. Alle vier Jahre haben wir praktisch wieder ganz neue Gläubige”, so Erzbischof Antoniazzi.
“Es ist nicht einfach ein Pastoralprogramm in so kurzer Zeit durchzuführen: wir säen aus, aber wir ernten nicht. Doch das ist kein Problem. Den Gläubigen, die in die Heimat zurückkehren, empfehle ich immer, dass sie die guten Erfahrungen, die sie in Tunesien auch unter spirituellen Gesichtspunkten gemacht haben, nicht vergessen sollen”.
Am heutigen 14. Januar jährt sich die so genannte Jasmin-Revolution, die zum Sturz von Präsident Ben Ali führte. Zur heutigen Lage des Landes sagt Erzbischof Antoniazzi abschließend: “Der Übergansprozess scheint noch lange nicht abgeschlossen und wir werden sehen, wann es eine neue Verfassung geben wird und Neuwahlen stattfinden werden. Doch wir müssen den Tunesiern Vertrauen schenken”. (L.M.) (Fides 14/1/2014)


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