ASIEN/IRAK - „Die antike christliche Kultur ist im Irak in Gefahr! Jahrhunderte lange Geschichte und Kultur und das friedliche Zusammenleben werden in wenigen Sekunden von fanatischen ungebildeten Menschen zerstört“. Appell eines chaldäischen Mönchs aus dem Irak

Donnerstag, 9 Dezember 2004

Mossul (Fidesdienst) - „Es reichen wenige Sekunden, eine Bombe, eine kriminelle Geste fanatischer und ungebildeter Menschen, um die Spuren einer Jahrhunderte langen Geschichte, Kultur und das friedliche Zusammenleben zu zerstören. Die antike christliche Kultur ist im Irak in Gefahr!“, so lautet der Appell eines chaldäischen Mönchs aus dem Nordirak, der auch einige Jahre in Mossul lebte.
Der Mönch, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte, ist verbittert über die jüngsten Attentate auf Einrichtungen der armenisch-katholischen und chaldäsichen Kirche in Mossul: „Wir sind untröstlich. Christen haben Angst und machen sich weiterhin auf die Flucht: ihr Leben ist hier nicht mehr sicher. Wir sind davon überzeugt, dass sich hinter diesen Attentaten keine Muslime aus Mossul verbergen, denn diese leben seit Jahrhunderten friedlich mit den Christen zusammen und schätzen diese. Sie haben uns ihre Solidarität und Nähe zum Ausdruck gebracht. Gestern versammelten sich die Christen in Mossul zu einer Kundgebung, bei der sie die Attentate verurteilten und dieser Kundgebung haben sich auch viele Muslime angeschlossen. Ein irakischer Fernsehsender strahlte einen Dokumentarfilm zur Geschichte der Christen in Mossul aus, in dem die bedeutende Rolle der Christen für die irakische Kultur und ihre lange Geschichte im Mittelpunkt stand“.
„Deshalb glauben wir, dass es sich bei den Attentätern um fanatische und ungebildete Menschen handelt, die unsere Geschichte nicht kennen“, so der Mönch weiter, „Wir wissen nicht woher diese Gruppen kommen, aber es handelt sich bestimmt nicht um Einheimische. Manche sind der Ansicht, dass es sich um Terroristen handelt, die zu den Aufständischen in Falludscha gehören. Andere meinen, dass es sich um eine Rache für die Angriffe der amerikanischen Truppen auf Moscheen handelt. Wir fühlen uns ohnmächtig. Wir können nur beten und hoffen, dass die Situation sich nach den Wahlen im Januar stabilisieren wird“.
Während der vergangenen Monate hatte der Fidesdienst mehrmals unter Berufung auf einheimische Priester, Ordensleute und Laien auf die Zunahme extremistischer Handlungen vor allem in der Gegend um Mossul hingewiesen.
Bereits im Dezember 2003 hatte der Druck terroristischer Gruppen auf die Christen in Mossul zugenommen. Vor einem Jahr waren bewaffnete Männer in der Nacht in das chaldäische Patriarchat der Stadt eingedrungen, Der Patriarch selbst hatte viele Drohbriefe erhalten, in denen angekündigt wurde, man werde Christen, die sich nicht zum Islam bekehren mit dem Tod bestrafen. Christliche Religionsführer hatten in einem gemeinsamen Appell um die Isolierung extremistischer Elemente in Mossul gebeten.
Mossul befindet sich rund 370 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bagdad und hat rund eine Million Einwohner. Gegenwärtig sind in der Stadt rund 1.200 amerikanische Soldaten und 1.600 Mitglieder der irakischen Sicherheitskräfte stationiert. (PA) (Fidesdienst, 09/12/2004 - 39 Zeilen, 450 Worte)


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