ASIEN/INDIEN - „Das Fest des heiligen Franz Xaver und die Ausstellung seiner Reliquien sind für uns Anlass, unsere missionarische Tradition neu zu entdecken“. Der Erzbischof von Goa im Gespräch mit dem Fidesdienst. Unter den Besuchern auch Hindu und Muslime

Donnerstag, 2 Dezember 2004

Goa (Fidesdienst) - „Das Fest des heiligen Franz Xaver am 3. Dezember und die Ausstellung seiner Reliquien sind für uns Anlass, unsere missionarische Tradition neu zu entdecken und in unseren Gemeinden das Missionsbewusstsein neu zu beleben“, sagt Erzbischof Felipe Antonio Sebastiao do Rosario Ferrao von Goa im Gespräch mit dem Fidesdienst. In seinem Erzbistum befindet sich die Basilika „Good Jesus“, in der vom 21. November 2004 bis 2. Januar 2005 die Reliquien des Heiligen ausgestellt werden.
Goa befindet sich an der Westküste Indiens, wo der heilige Franz Xaver (1506-1552) im Jahr 1542 landete. Von hier aus begann er seine missionarische Tätigkeit im Fernen Osten. Erstmals wurden die Reliquien des Heiligen und Jesuitenpaters 1782 ausgestellt. Früher wurden die sterblichen Überreste jedes Jahr am Fest des heiligen Franz Xaver, dem 3. Dezember, ausgestellt. Seit 1864 werden die Reliquien aus Sicherheitsgründen nur noch alle 10 Jahre ausgestellt. Zuletzt waren sie 1995 ausgestellt.
„Die Pilger kommen heute in großen Strömen, über 10.000 pro Tag, aus Goa und aus anderen Teilen Indiens und aus anderen Ländern in aller Welt. Am 24. November begann die Novene zum Fest des heiligen Franz Xaver. Am morgigen 3. Dezember wird der Apostolische Nuntius, Erzbischof Lopez Quintana dem Gottesdienst zum Fest des Heiligen vorstehen“, so der Erzbischof von Goa. Die Erzdiözese hat sich intensiv auf die Ausstellung der Reliquien vorbereitet: „Bereits im Juni dieses Jahres habe ich einen Hirtenbrief für die Gemeinden geschrieben. Außerdem wurde eine Sonderkommission für die geistliche Vorbereitung der Gläubigen auf das Ereignis gebildet. Die Pfarreien haben Treffen, liturgische Feiern und Gebetsversammlungen veranstaltet: alle Gläubigen haben sich also bestens vorbereitet“, bekräftigt der Erzbischof.
„Dieses Ereignis“, so der Erzbischof im Gespräch mit dem Fidesdienst weiter, „hat für uns eine besondere Bedeutung: der heilige Franz Xaver war ein großer Missionare, deshalb ist die Ausstellung seiner Reliquien sind für uns Anlass, unsere missionarische Tradition neu zu entdecken und das Missionsbewusstsein in den Gemeinden zu vertiefen. Wie es auch im nachsynodalen apostolischen Schreiben Ecclesia in Asia heißt, muss die Frohbotschaft in Asien von Bischöfen, Priestern und Laien verkündet werden. Die Ausstellung der Reliquien ist deshalb ein günstiger Moment, wenn es darum geht, dass wir uns unsere Verantwortung bei der Glaubensverkündigung und der langen missionarischen Geschichte Goas bewusst werden.“
Der Erzbischof betont auch, dass der heilige Franz Xaver auf der ganzen Welt bekannt ist und in Indien ganz besonders verehrt wird: „Die Menschen in Indien verehren ihn (den sie auch den ‚Herrn von Goa’ nennen) ganz besonders, unabhängig vom eigenen Glauben, und dies nicht nur in Goa sondern im ganzen Land. Dies bezeugt die Unterstützung, die wir durch die weltlichen Behörden erfahren haben und die Tatsache, dass sich unter den Besuchern zahlreiche Anhänger anderer Religionen befinden. Vertreter der Behörden nahmen auch an den Feiern teil. Viele Hindu und Muslime kommen als Pilger zur Ausstellung der Reliquien und bezeugen damit die Anziehungskraft des Heiligen. Menschen jeden Alters und der verschiedensten Religionen nehmen an dieser Wallfahrt teil“.
Zur Evangelisierungstätigkeit in Indien erklärt der Erzbischof: „Ich kann in Indien eine große Begeisterung feststellen, vor allem seit der Papst das Land zur Veröffentlichung des nachsynodalen Schreibens „Ecclesia in Asia“ besucht hat und das dritte Jahrtausend als „das Jahrtausend Asiens“ bezeichnete. Die Begeisterung für die Glaubensverkündigung ist auch mit dem Heiligen Jahr 2000 gewachsen, während dessen die katholische Kirche sich darum bemühte, das Missionsbewusstsein unter den Gläubigen neu zu beleben. Aus der Erzdiözese Goa wurden Missionare nach Macao, Osttimor, Venezuela und in andere indische Diözesen nach Argartala an der Grenze zu Bangladesch entsandt, wo Missionspersonal dringend benötigt wird“.
Das Missionsbewusstsein wird in Indien jedoch immer wieder mit den Forderungen hinduistischer Extremisten konfrontiert, die auch bei jüngsten Zwischenfällen erneut zum Ausdruck kamen: „Es herrscht eine gewisse Sorge“, so Erzbischof Ferrao, „was die jüngsten Episoden der Gewalt anbelangt, für die hinduistische Extremisten verantwortlich sind. Doch es muss auch gesagt werden, dass die meisten Hindu anderen Religionen mit Toleranz und Respekt begegnen und der größtmögliche Pluralismus herrscht. In Indien leben verschiedene Gemeinschaften traditionsgemäß friedlich zusammen. Leider gibt es Minderheiten, die dieses harmonische Zusammenleben stören wollen. Deshalb sind wir alle berufen, uns für ihren Erhalt einzusetzen“. (PA) (Fidesdienst, 2/12/2004 - 58 Zeilen, 711 Worte)


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