AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - Kriegsdrohungen und Gerüchte: Die Tragödie im Ostkongo scheint nicht enden zu wollen

Dienstag, 30 November 2004

Bukavu (Fidesdienst) - „Die Drohungen kommen durch den Äther. Diese armen Menschen, die sich nichts anderes wünschen, als den Frieden, werden ständig bedroht. Leider gibt es bereits Anzeichen dafür, dass die Einschüchterungen nicht ohne Folgen bleiben werden“, so einheimische Beobachter aus dem Osten der Demokratischen Republik Kongo, die aus Sicherheitsgründen nicht namentlich zitiert werden wollen. „Es sind Namenslisten und Listen der Medien im Umlauf, die eliminiert werden sollen, da sie den Hassgefühle gegen die Banyamulenge schüren. Bei den Banyamulenge handelt es sich um Tutsi ruandischer Herkunft, die im Osten der Republik Kongo leben. In den meisten Fällen handelt es sich jedoch um grundlose Anschuldigungen“, so die Fidesquellen.
Seit Tagen erklärt die ruandische Regierung, man beabsichtige im Kongo zu intervenieren und dort die für den Genozid des Jahres 1994 in Ruanda verantwortlichen Milizionäre entwaffnen, die im Osten des Kongo und insbesondere im Nord- und Südkivu Zuflucht gesucht haben. „Offizielle Quellen bestätigen, dass zwischen 4.000 und 10.000 ruandische Soldaten bereits im Land sind“, so der Beobachter. „Wir stehen kurz vor einem Krieg, der vielleicht schon begonnen hat“. Die kongolesische Regierung will über 10.000 Soldaten in die Region schicken, die die dort stationierten Einheiten verstärken sollen. Sie sollen Angriffe auf das ruandische Territorium durch Hutu-Milizen verhindern, aber auch militärische Aktionen gegen die Demokratische Republik durch Nachbarländer stoppen.
Kurz vor Aufkommen der Kriegsgerüchte hatten sich elf Staats- und Regierungschefs der Länder der Region der Großen Seen in Dar es Salaam (Tansania) zu einem Friedensgipfel versammelt. Dabei wurde feierlich erklärt, dass man die Region „zu einer Zone des Friedens und der dauerhaften Sicherheit“ machen wolle. (vgl. Fidesdienst vom 20. November 2004). „Die Geschichte wiederholt sich stets auf dieselbe Weise: auf eine Friedenserklärung folgt immer wieder Krieg. Es ist ein stetiger Betrug, der bei den Menschen zu Desillusionierung und Hoffnungslosigkeit geführt hat“, so die Fidesquellen. „Wir dürfen uns keiner Illusion hingeben: die Bodenschätze des Kongo ziehen zu viele Interessen an und jede Ausrede ist gut, wenn es darum geht, sich ihrer zu bemächtigen“.
Nach aussage der Beobachter sind jedoch weitere Kräfte im Spiel: „Es wurde auch von ugandischen Truppenbewegungen berichtet und Anhänger des ehemaligen Präsidenten Mobutu sollen Kontakte zu Ruanda unterhalten und die Macht in der Region übernehmen wollen“. Uganda und Ruanda waren bis vor kurzem alliiert. Die Beziehungen scheinen sich jedoch abgekühlt zu haben: heute wirft man sich gegenseitig vor, die jeweilige Opposition im andern Land zu unterstützen.
Im Osten der Demokratischen Republik Kongo sind im Rahmen der Mission der Vereinten Nationen im Kongo (MONUC) rund 11.000 Blauhelme der UNO stationiert. (LM) (Fidesdienst, 30/11/2004 - 37 Zeilen, 427 Worte)


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