AFRIKA/ÄGYPTEN - Bischof von Minya: Unter dem Vorwand eines „koptischen Komplotts“ werden Islamisten weitere Übergriffe auf Christen rechtfertigen

Donnerstag, 1 August 2013

Minya (Fidesdienst) – Die westlichen Regierungen haben „die tatsächliche Rückkehr des politischen Islam unter der ägyptischen Bevölkerung überbewertet“ und sind „angesichts der neuen Szenarien nach der Revolution vom 30. Juni unvorbereitet und sprachlos“, während Islamisten „die Rolle der Christen bei den Aufständen nach allen Regeln der Kunst hervorheben und damit weitere Übergriffe auf diese in Zukunft rechtfertigen werden“, so der ägyptische Bischof Botros Fahim Awad Hanna von Minya zum Fidesdienst zu seinen Eindrücken zur derzeit schwierigen Lage des nordafrikanischen Landes. In den vergangenen Tagen hatten Blogger, die den Muslimbrüdern nahe stehen, die neue Regierung nach dem Sturz von Präsident Mursi als „Militärrepublik unter Tawadros“ bezeichnet, womit der koptisch orthodoxe Patriarch Tawadros II. und dessen Kirche als Urheber der Volksaufstände dargestellt werden, die zum Sturz der islamistischen Regierung führten. „Es ist offensichtlich“, so Bischof Hanna, „dass die Muslimbrüder ihr politisches Scheitern mit der Theorie des ‚christlichen Komplotts’ erklären. Wenn sie die Rolle der Christen beim Zusammenbruch des islamistischen Regimes hervorheben, dann werden sie damit auch künftige terroristische Anschläge gegen diese rechtfertigen können. Es gibt Pläne für weitere Übergriffen auf Kirchen, Priester und Ordensleute, die verwirklicht werden können, wenn auf den Plätzen und in den Stadtvierteln in den Hochburgen der Muslimbrüder die Sicherheitskräfte abgezogen werden“. Unterdessen bestätigt der koptische Bischof die Eilnahme der Christen an den Aufständen gegen Mursi: „Man kann gewiss nicht von einer ‚christlichen Revolution’ sprechen. In ganz Ägypten haben mindestens 30 Millionen Menschen demonstriert und in ganz Ägypten gibt es nur 10 Millionen Christen. Aber unter den Demonstranten waren auch viele Christen. Die so genannte Revolution des 30. Juni fand am Sonntag statt. Die jungen Menschen trafen sich vor den Kirchen. Ich glaube, dass die Ereignisse auch auf geheimnisvolle Weise mit dem Gebet der Christen zusammenhängen, mit dessen Kraft es auch gelingt, politische uns soziale Umstände zu verändern. Das ägyptische Volk, dass eine besondere religiöse Sensibilität besitzt, hat dies gespürt.“ Im Westen wird hingegen deutlich, dass die europäischen und nordamerikanischen Diplomaten, die Situation nicht richtig analysiert haben: „Die US-amerikanische Botschafterin“, so der Bischof zum Fidesdienst, „schrieb in ihren Berichten weiterhin, dass die Muslimbrüder, die einzige Kraft ist, die von der Bevölkerung unterstützt wird. Man hob den politischen Islam hervor, ohne zu berücksichtigen, dass die Islamisten die Wahl nur gewonnen hatten, weil sie ihre Stimme nicht den Vertretern des alten Regimes geben wollten und diese als geringeres Übel betrachteten. Doch sie haben uns in einen Tunnel zurückgeführt, wo das Licht von Tag zu Tag weniger wurde. Und an einem gewissen Punkt, war die Geduld der Ägypter zu Ende“. (GV) (Fidesdienst, 01/08/2013)


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