AFRIKA/SIERRA LEONE - Pater „Bepi“ Berton gestorben: er war Apostel der Kindersoldaten in Sierra Leone

Donnerstag, 27 Juni 2013

Freetown (Fidesdienst) – Gestern Abend starb im Mutterhaus der Xaverianer Missionare in Parma (Italien) im Alter von 81 Jahren Pater Giuseppe Berton.
In einem Schreiben, dass dem Fidesdienst vorliegt, erinnert der Oberer der Xaverianer Pater Carlo Di Spora den Verstorbenen mit folgenden Worten: „Pater Bepi war in Sierra Leone wie ein aktiver Vulkan mit großem menschlichen und missionarischen Unternehmungsgeist. Bei seiner Arbeit wurde er zahlreichen katholischen Hilfswerken und Freunden unterstützt. Ziel seiner ganzen Arbeit und aller seiner Aktivitäten war die Erziehung der Personen – Männer und Frauen – zu freien, gewissenhaften und selbständigen Menschen, die ihre Familie versorgen und zur Entwicklung der Gesellschaft beitragen können. Dieser Vulkan ist nun nicht mehr aktiv, doch auf der Lavaerde konnten Tausende Menschen Wurzeln tief schlagen und Früchte tragen“.
Ein weiterer Mitbruder, P. Vincenzo Munar erinnert Pater Berton so: „Ich habe die letzten Jahre mit P. Bepi Berton in Kissy (Freetown) verbracht. Am meisten verwunderte mich, dass so viele Menschen ihn kannten, vor allem am Stadtrand von Freetown! Alle sprachen von ihm, so dass die Kinder, wenn ich an ihnen vorbei gehe – und ich sehe ihm bestimmt nicht ähnlich – rufen: Pater Berton! Pater Berton!“.
Durch seine Arbeit mit den Kindersoldaten hatte er Kontakt zu Tausenden Kindern, die heute zu den engagiertesten Jugendlichen in Freetown gehören. Mit seiner fürsorgliche Begleitung und Hilfe konnten sie kleine Geschäfte eröffnen und sich von einer trauri8gen Vergangenheit befreien, die hier alle vergessen wollen“.
Seit Juni vergangenen Jahres, war er zur ärztlichen Behandlung nach Parma zurückgekehrt. Am 19. Juni war er zuletzt aus dem Krankenhaus entlassen worden. P. Giuseppe Berton wurde am 5. Februar 1932 in Marostica (Vicenza) geboren.
Seit 1973 lebte Pater Giuseppe, den alle nur Pater „Bepi“ nannten in Sierra Leone, wo er sich zunächst in der Diözese Makeni und später in der Hauptstadt Freetown der Missionsarbeit und sozialen Projekten widmete.
Während der Jahre des Krieges in Sierra Leone (1992-2000) wurde er von Rebellen entführt. Er musste mit ansehen, wie Kindersoldaten missbraucht wurden und sah Verstümmelungen, Morde und Gewalt jeder Art. Damals brachte er Programme für ehemalige Kindersoldaten auf den Weg, die diesen die Rückkehr in ein normales Leben ermöglichen sollten.
In einem Interview mit dem Fidesdienst vom Jahr 2004 (vgl. Fidesdienst vom 29/01/2004) sagte P. Berton: „Die größte Herausforderung, vor der wir stehen besteht darin, diesen Kindern und Jugendlichen ihre Identität zurückzugeben. Die meisten sind noch Kinder, denn sie haben einige Phasen ihrer psychologischen Reifung übersprungen, doch sie mussten in den Jahren des Bürgerkriegs auch schreckliche Erfahrungen machen. Sie waren an der Gewalt beteiligt, die das Land erschüttert hat. Heute fällt es der Zivilgesellschaft oft schwer, diese Kinder und Jugendlichen zu akzeptieren und sie auf dem Weg zu einer normalen Existenz zu unterstützen.“
Für seine Arbeit mit den Kindersoldaten wurde Pater Berton mehrmals von internationalen Organismen gewürdigt, darunter auch die Vereinten Nationen. Im Jahr 2001, besuchte der damalige Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, den Missionar und sein Zentrum für Kindersoldaten in Kissy, einem Vorort von Freetown. Nach diesem Besuch wurde P. Berton immer wieder zu internationalen Kongressen eingeladen, um als „Experte für humanitäre Rehabilitationsarbeit“ über seine Tätigkeit zu berichten. (LM) (Fidesdienst, 27/06/2013)


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