ASIEN/IRAK - Ein chaldäischer Mönch im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Die Situation der religiösen Minderheit im Irak bessert sich. Wir sind optimistisch, was die bevorstehenden Wahlen und eine friedliche Zukunft für das Land angeht“

Mittwoch, 24 November 2004

Mossul (Fidesdienst) - Nach der der antichristlichen Gewalt, zu der es in den vergangenen Wochen in der irakischen Hauptstadt Bagdad und im Gebiet um Mossul gekommen war, scheint es für religiöse Minderheiten wieder Anlass zur Hoffnung zu geben. Dies bekräftigt ein chaldäischer Mönch aus Mossul im Gespräch mit dem Fidesdienst. Aus Sicherheitsgründen möchte er anonym bleiben.
„Die Situation schein sich beruhigt zu haben. In den vergangen Tagen gab es keine neuen schweren Gewalttaten. Ich glaube, dass verschiedene Elemente zu dieser Entwicklung beigetragen haben, die für uns Anlass zu neuer Hoffnung ist: besonders wichtig ist dabei die Verkündigung der „Fatwa“ durch den schitischen Ayatollah Al-Sistani. Er forderte alle Muslime dazu auf, religiöse Minderheiten im Irak nicht anzugreifen. Diese begründete er damit, dass es sich um gleichberechtigte Staatsbürger handle. Seine Worte werden von den schiitischen Gläubigen zweifelsohne ernst genommen und wirken sich auf ihre Glaubensauslegung aus. Auf der anderen Seite stellt die Offensive der amerikanischen Soldaten in Falludscha die Entschlossenheit im Kampf gegen den Terrorismus seitens der irakischen Regierung und der internationalen Staatengemeinschaft unter Beweis. Fanatische Gruppen, die heute den heiligen Krieg gegen den Westen kämpfen, müssen verstehen, dass sie von den Bürgern im Irak isoliert werden, den diese wünschen sich vor allem die Befriedung des Landes“, so der irakische Mönch im Gespräch mit dem Fidesdienst.
Zum allgemeinen Klima unter den chaldäischen Christen im Irak sagt er: „Wir sind optimistisch, was die bevorstehenden Wahlen im Januar und die anbelangt und blicken zuversichtlich in die Zukunft. Die Christen und alle religiösen Minderheiten im Irak haben stets betont, dass sie ein friedliches Zusammenleben mit den muslimischen Brüdern wünschen und zum Wachstum und zur Entwicklung im Irak beitragen wollen. Wir hoffen zum Wohl der ganzen Bevölkerung, dass die Zeit der Versöhnung bald kommen wird“.
Mit den Themen Sicherheit, Schutz der Minderheiten, der Menschenrechte und der Religionsfreiheit im Irak befassten sich auch die Teilnehmer eines Seminars, das in Washington vom „Centre for Relgious Freedom“ in Zusammenarbeit mit der „Coalition for he Defence of Human Rights“ veranstaltet wurde. Beide amerikanischen Nichtregierungsorganisationen setzten sich für Religionsfreiheit und Menschenrechte im Nahen Osten ein. An der Veranstaltung nahmen auch irakische Bürgerrechtler und Vertreter der verschiedenen Religionsgemeinschaften im Irak teil, darunter auch Delegierte der chaldäischen und assyrischen Kirche. Angesichts der drohenden Gefahr des Aussterbens der religiösen Minderheiten im Irak (rund 40.000 Christen haben das Land infolge der Druckausübung fundamentalistischer Gruppen bereits verlassen), baten die Symposiumsteilnehmer die Versammlungsteilnehmer um ein größeres Augenmerk für das Problem und um entsprechende Schutzmaßnahmen. Man hoffe, dass alle Iraker, die aus Angst vor fundamentalistischen Übergriffen das Land verlassen haben, bald wieder in ihre Heimat zurückkehren können. (PA) (Fidesdienst, 24/11/2004 - 43 Zeilen, 466 Worte)


Teilen: