AFRIKA/LIBERIA - Afrika: Die Flüchtlingsbewegungen von einem Land in das andere gefährden die Stabilität in Ländern wie Liberia, wo erst vor kurzem ein dramatischer Bürgerkrieg zu Ende ging. In Nordostliberia halten sich derzeit über 13.000 ivorische Flüchtlinge auf.

Montag, 22 November 2004

Monrovia (Fidesdienst) - „Die Zuwanderung von Flüchtlingen aus Cote d’Ivoire (Elfenbeinküste) hat bisher noch keine besonderen Spannungen verursacht, doch einheimischer Radiosender appellierten bereits an die Büros der Vereinten Nationen in Liberia mit der Bitte um präventive Maßnahmen gegen die Rekrutierung von Flüchtlingen seitens der ivorischen Milizen“, so der Provinzial der Gesellschaft für Afrikamission, Pater Mauro Armanino, der in Liberia tätig ist, wo über 13.000 Flüchtlinge vor der Gewalt der vergangenen Tage Zuflucht gesucht haben. „Die Möglichkeit, dass Liberia als Hinterhalt für die ivorischen Rebellen benutz wird, ist nicht neu“, so der italienische Missionar. „Dies war bereits in der Vergangen Fall, als ivorische Milizen ihre Rekruten aus Liberia geholt haben oder dass im Gegenzug liberianische Milizen mit Waffen aus Cote d’Ivoire versorgt wurden. In der Tat gehören die Menschen, die auf beiden Seiten der Grenze leben, dem gleichen Volksstamm an.“
Unterdessen betreuen m Nordosten Liberias verschiedene humanitären Hilfswerke die Flüchtlinge aus dem benachbarten Cote d’Ivoire. Nach Schätzungen kamen während der vergangenen beiden Wochen rund 13.000 Menschen über die Grenze in das Land, von denen die meisten mit einfachen Booten den Grenzfluss Cestos überquerten.
Am meisten Sorge bereitet zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Trinkwasserversorgung. Besorgniserregend ist außerdem die Sicherheitslage. Da sie keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, trinken die Menschen direkt aus Bächen und Flüssen. Im Gebiet entlang der Grenze sind derzeit keine liberianischen Polizeibeamten stationiert. Außerdem fehlt es an Lebensmitteln und Medikamenten, mit denen bereits die einheimische Bevölkerung vor der Ankunft der Flüchtlinge nicht ausreichend versorg war. Die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten ist besonders schwierig in einem Land, in dem es praktisch keine Infrastrukturen gibt und wo Straßen und Brücken durch einen 14jährigen Bürgerkrieg fast vollkommen zerstört wurden.
Unterdessen versucht eine Mission, der Mitarbeiter verschiedener UN-Einrichtungen und mehrerer Nichtregierungsorganisationen angehören, die technischen Bedingungen vor Ort zu prüfen. Auf der Grundlage eines entsprechenden Berichts sollen Hilfsprogramme für die einheimischen Bevölkerung und für Flüchtlinge geplant werden.
Unter den Neuankömmlingen befinden sich auch rund 900 liberianische Staatsbürger, die bis vor zwei Wochen in Cote d’Ivoire lebten. Insgesamt leben und arbeiten rund 70.000 Liberianer in Cote d’Ivoire. Die meisten dieser Ivorer kommen aus dem Westen von Cote d’Ivoire, aus den Städten Guiglo und Danane in der nähe der so genannten „Pufferzone“ (‚Zone de confinance’), die von den UN-Truppen überwacht wird, um den Frieden zwischen den Rebellen im Norden und den regulären Streitkräften im Süden zu kontrollieren. Danane befindet sich wenig nördlich dieses Gebiets und Guiglo im Süden.
Wie die Flüchtlinge gegenüber Mitarbeitern des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) mitteilten, haben sie Cote d’Ivoire aus Angst vor erneuten Ausschreitungen zwischen Rebellen und Regierungstruppen verlassen. In den vergangenen Tagen hatten neu angekommene Flüchtlinge berichtet, sie hätten Schüsse gehört. Anderer bekräftigten, man habe versucht sie in die Regierungseinheiten zu rekrutieren.
Das UNHCR richtete unterdessen in Butuo und Logatuo zwei Übergangslager entlang der nordöstlichen liberianischen Landesgrenze ein. Das Hilfswerk der Vereinten Nationen plant ein weiters Aufnahmelager in rund 35 Kilometer Entfernung von der Grenze, für den Fall, dass sich die Situation zuspitzen sollte. Die Umsiedlung tausender Flüchtlinge wäre jedoch angesichts der verheerenden Straßenzustände mit großen Schwierigkeiten verbunden. (LM) (Fidesdienst, 22/11/2004- 51 Zeilen, 544 Worte)


Teilen: