ASIEN/IRAK - „Die Katholiken des Landes bauen ihre Kirchen wieder auf“. Ein katholischer Priester aus dem Nordirak im Gespräch mit dem Fidesdienst.

Montag, 22 November 2004

Bagdad (Fidesdienst) - „Diese Woche war für die ganze Bevölkerung sehr dramatisch und sehr schwierig“, so der syrisch-katholische Priester Nizar Semaan aus Mossul im Nordirak im Gespräch mit dem Fidesdienst zu den Gefechten, zu denen es in der Stadt in den vergangenen Tagen gekommen war. „Es war beeindruckend, mit anzusehen, wie die Rebellen innerhalb 24 Stunden einen Großteil der Stadt einnahmen. Polizeikasernen und Kommissariate wurden überfallen, wobei viele Polizeibeamte die Flucht ergriffen und Ausrüstung und Waffen in den Händen der Aufständischen hinterließen“, so Pfarrer Nizar. „Das Verhalten der Polizeibeamten wurde vom Bürgermeister der statt kritisiert, der in diesem Zusammenhang diejenigen lobte, die den Angriffen standgehalten haben. Der Polizeichef von Mossul wurde seines Amtes enthoben und in Bagdad wurden Ermittlungen gegen ihn eingeleitet.“
„In Mossul kamen die Einheiten der vor allem aus Kurden bestehenden irakischen Nationalgarde zum Einsatz, die die Lage wieder unter Kontrolle bringen sollten. Die arabischen Einwohner der Stadt betrachten die Anwesenheit der Kurden mit einem gewissen Misstrauen“, so der irakische Priester weiter. „Es wird noch einige Zeit dauern, bis in der Stadt wieder Ruhe einkehrt.“
Die Situation bleibt auch in den umliegenden Orten weiterhin angespannt, in denen vorwiegend Christen wohnen: „In der Stadt Karakosh mit ihren 25.000 Einwohnern, wohnen ausschließlich Christen. Hier wurde eine art Bürgermiliz geschaffen, die die Zufahrtsstraßen kontrollieren und das Eindringen von Terroristen verhindern soll“, so Pfarrer Semaan weiter. „Es kam zwar zu keinen Ausschreitungen, doch die Situation ist sehr angespannt auch weil, die Soldaten der Nationalgarde erst vor wenigen Tagen in der Nähe der Stadt ein Fahrzeug angehalten und beschlagnahmt haben, dass mit Sprengstoff beladen war. Die Gefährten der Festgenommenen drohen nun mit Racheakten gegen die Stadt. Doch die Festgenommenen befinden sich in den Händen der Behörden und nicht in den Händen der Einwohner von Karakosh“, Pfarrer Semaan.
„Trotz allem geben die Christen die Hoffnung nicht auf. In Karakosh bauen wir zum Beispiel Kirchen und kirchliche Einrichtungen wieder auf und dafür erhalten wir weiterhin Spenden von Irakern aus dem Ausland“, freut sich der katholische Priester. „Wir vertrauen wenn es um unsere Sicherheit geht vor allem auf die göttliche Vorsehung und wir bitten immer wieder um das Gebet für den Frieden im Irak und die Aussöhnung des Landes“, so der irakische Priester abschließend. (LM) (Fidesdienst, 22/11/2004 - 35 Zeilen, 388 Worte)


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