AMERIKA/PARAGUAY - CELAM-VOLLVERSAMMLUNG – SITUATION DER KIRCHE IN LATEINAMERIKA: WIR DÜRFEN NICHT ZULASSEN, DASS DER GLAUBE AN DEN GOTTESSOHN DER RELIGIÖSEN GLEICHGÜLTIGKEIT WEICHEN MUSS

Freitag, 16 Mai 2003

Tuparenda (Fidesdienst) – Nie zuvor standen der Kirche in Lateinamerika so viele Mittel und Möglichkeiten der Verkündigung zur Verfügung, deshalb „darf nicht zugelassen werden, dass in unseren Völkern der Glaube an den Sohn Gottes der religiösen Gleichgültigkeit weichen muss und das die weltlichen Sorgen die Sehnsucht nach Gott ersticken“. Dies bekräftigte der Präfekt der Kongregation für die Bischöfe, Kardinal Giovanni Battista Re, in seiner Predigt beim Eröffnungsgottesdienst zur 29. Ordentlichen Vollversammlung des Rates der Lateinamerikanischen Bischöfe (CELAM) am Dienstag, den 13. Mai. Die Arbeiten werden am Freitag, den 16. Mai, enden.
Nach Ansicht von Kardinal Re sollte der wirtschaftliche und technische Fortschritt in Lateinamerika auch von einer geistlichen Entwicklung begleitet werden, das „eine ausschließlich wirtschaftliche Entwicklung am Ende den Menschen zerstört“. In der heutigen Gesellschaft sei der Glaube einer harten Prüfung ausgesetzt, weshalb ein oberflächlicher Glaube nicht ausreiche: „Es muss eine Erneuerung des Glaubens stattfinden, das heißt, man muss den Menschen dabei helfen zu einem überzeugten Glauben zu gelangen“.
In seinem Vortrag zum Thema „Neues Direktorium für das Pastoralamt der Bischöfe“ erläuterte Kardinal Re die grundlegenden Prinzipien, auf die sich das Amt des Diözesanbischof stützt: das pneumatologische Prinzip (der Geist wirkt in den Herzen und in der Welt); das Prinzip der Wahrheit, das eine persönliche Wahrheitssuche und das vollkommene Engagement bei der Lehrtätigkeit erforderlich macht; das Prinzip der Gemeinschaft, das den Bischof dazu anhält, die Teilnahme aller Christen an der einen Sendung der Kirche zu fördern; das Prinzip der Achtung der Kompetenzen, das den Bischof dazu führt, die Fähigkeiten der Mitarbeiter und angemessene Initiativen der Gläubigen zu fördern; das Prinzip der Legalität, das eine Regierung nach persönlichen Visionen und Schemen ausschließt.
Der Erzbischof von Tegucigalpa (Honduras), Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, erläuterte ebenfalls das paradoxe Phänomen der religiösen Gleichgültigkeit im heutigen Lateinamerika: „Auf der einen Seite suchen die Menschen Spirituelles und alternative Antworten und auf der anderen Seite herrscht Gleichgültigkeit. Grund für dieses Problem ist der vorherrschende Materialismus als Folge der globalen Kultur“. Mit Bezug auf die Worte des Heiligen Vaters fordert auch der Erzbischof von Tegucigalpa deshalb eine „Globalisierung der Solidarität“, die er als einzigen Weg zu einer wirtschaftlichen Globalisierung bezeichnet, die auch dem Menschen einen Platz einräumt: „Der Menschen öffnet den Waren seine Grenzen und schließt die Grenzen damit für den Menschen“, warnt er.
Aus den Berichten der Vertreter der verschiedenen lateinamerikanischen Länder zur Lage in den einzelnen Nationen ging hervor, dass die bereits hohen Arbeitslosenzahlen und damit auch die Armut weiterhin ansteigen. Viele Länder seien in hohem Maß verschuldet. Die Bürger der einzelnen Länder wünschten jedoch allgemein eine stärkere Beteiligung, wobei ein Streben nach Werten deutlich werde, die zum Aufbau demokratischer und geschwisterlicher Gesellschaften beitragen. Besorgt äußerten sich die Ländervertreter hinsichtlich der Verschlechterung der politischen Lage angesichts der Auflösung von Parteien und dem Entstehen von Unabhängigkeitsbewegungen. Außerdem klagten sie in diesem Zusammenhang über mangelnde Hinführung der Bürger zu einer Beteiligung und das Zunehmen von soziopolitischen Konflikten vor der Hintergrund wachsender Intoleranz sowie die sich weiterhin auf allen Ebenen ausdehnende Korruption.
Aus einer Analyse der Lage der Kirche in Lateinamerika ergaben sich folgende Herausforderungen: ethischer Relativismus und Werteverlust; gesetzliche und gesellschaftliche Akzeptanz von Fakten, die das Leben und die Familie gefährden; Migration und Zwangsauswanderung; skandalöse Verarmung und soziale Ausgrenzung; Zunahme christlicher religiöser Gruppen und fundamentalistischer Sekten. Zu den Schwerpunkten der Pastoral zählen deshalb: Ausbildung, missionarische Dimension, Streben nach Heiligkeit, Familie, Berufe und menschliche Förderung. Abschließend wurde auf die wichtige Rolle der Kirche im Erziehungs- und Sozialwesen und auf deren qualifizierte Präsenz in den Medien hingewiesen.
Am 15. Mai wurde das neue Direktorium des Rates der Lateinamerikanischen Bischöfe (CELAM) gewählt: Präsident des Direktoriums ist Kardinal Francisco Javier Errazuriz. Erzbischof von Santiago del Cile; erster Vizepräsident ist Bischof Carlos Aguiar Retes von Texcoco (Mexiko); zweiter Vizepräsident ist Erzbischof Gerardo Lyrio Rocha von Victoria da Conquista (Brasilien).
(RZ) (Fidesdienst, 16/5/2003 – 59 Zeilen, 645 Worte)


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