AFRIKA/COTE D’IVOIRE - „Nach der Gewalt der vergangenen Tage sollen nun die Wogen wieder geglättet werden. Doch die Probleme, die zur Krise geführt haben, sind damit nicht gelöst“. Kommentar eines Beobachters aus Abidjan

Freitag, 19 November 2004

Abidjan (Fidesdienst) - „Es scheint als ob die beteiligten Parteien sich bewusst wurden, dass sie vor einem Abgrund standen, weshalb sie nun versuchen, die Wogen wieder zu glätten, bevor es kein zurück mehr gibt“, so ein Beobachter aus der ivorischen Wirtschaftsmetropole Abidjan, wo die Situation sich nach der Gewalt der vergangenen Tage wieder beruhig zu haben scheint. „Endlich ist die Situation auf den Straßen wieder einigermaßen sicher. Trotzdem verlassen ausländische Bürger das Land weiterhin“, so der Beobachter weiter.
Am gestrigen 18. November tagte erstmals nach den militärischen Auseinandersetzungen zwischen den ivorischen Streitkräften und den im Land stationierten französischen Soldaten der Mission „Licorne“ wieder der Ministerrat. Am Vorabend der Ministerratssitzung hatte Staatspräsident Laurent Gbagbo angedroht, dass Minister, die nicht an der Sitzung teilnehmen, des Amtes enthoben werden. Bereits seit mehreren Monaten nehmen die Minister der Opposition und die Vertreter der Rebellengruppen, die den Nordosten des Landes kontrollieren, nicht mehr an den Ministerratssitzungen teil. Gbagbo wollte der französischen Gemeinde, deren Mitglieder das Land fluchtartig verlassen, ein Zeichen der Befriedung geben. In einem Interview mit „Radio France Info“ erklärte der ivorische Präsident: „Auf die französischen Schulen in Abidjan wurden Brandanschläge verübt, weshalb ich bestens verstehen kann, dass Menschen, die sich um ihre Kinder sorgen, das Land verlassen haben. Das hätte ich auch getan. Doch im Fall der Unternehmer, die hier investiert haben, wäre eine Rückkehr nach Cote d’Ivoire von beiderseitigem Interesse“.
„Der Präsident und andere ivorische Politiker werden von der internationalen Staatengemeinschaft zunehmend isoliert, weshalb nun zumindest nach außen hin versöhnlicher Töne angeschlagen werden. Leider sind damit die Probleme, die zur Krise geführt haben, nicht gelöst“, so der Beobachter. „Ich beziehe mich dabei insbesondere auf die Wahlreform und die Entwaffnung der Guerillakämpfer. Es ist bei den beteiligten Parteien leider keine Kompromissbereitschaft zu erkennen“. (LM) (Fidesdienst, 19/11/2004 - 28 Zeilen, 319 Worte)


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