ASIEN/INDONESIEN - Nichtregierungsorganisationen warnen vor einer Verschlechterung der bereits kritischen humanitären Lage in der Provinz Aceh (Nordsumatra)

Dienstag, 16 November 2004

Jakarta (Fidesdienst) - Während der neue indonesische Präsident Susilo Bambang den Notstand in der Provinz Aceh im Norden der Insel Sumatra verlängerte, verschlechtert sich dort auch die humanitäre Lage. In der Provinz bekämpfen sich Soldaten der indonesischen Streitkräfte und Separatisten des Free Aceh Movement (GAM). Im Mai 2003 hatte die Regierung das Kriegsrecht proklamiert, das ein Jahr später, im Mai 2004 in einen „Notstand“ umgewandelt wurde.
Der einjährige Konflikt hat zu einer Verschlechterung der Lebensbedingungen der Zivilbevölkerung der Provinz geführt. Viele Menschen wurden aus ihren Wohnungen vertrieben, die sanitären Einrichtungen sind unzureichend, das Schulsystem ist lückenhaft, es gibt Probleme bei der Wasserversorgung und in der Landwirtschaft und damit auch bei der Lebensmittelversorgung. Dies teilt das internationale Flüchtlingshilfswerk IOM (International Oragnization for Migration) in einem jüngsten Bericht mit.
Mitarbeiter des IOM führten in Absprache mit den indonesischen Sicherheitskräften eine Untersuchung in 15 vom Guerillakampf betroffenen Verwaltungsdistrikten durch und besuchte dabei insgesamt 134 Dörfer.
Für rund 86% der Menschen sei die „Lebensmittelsicherheit“ problematisch, d.h. diese Menschen wissen nicht, ob ihnen Lebensmittel für das tägliche Überleben zur Verfügung stehen. Die Autoren des IOM-Berichts weisen auch darauf hin, dass Wasserversorgung, Gesundheits- und Bildungswesen und der Transport in 83% der besuchten Dörfer nicht gewährleistet sind. Die für das alltägliche gesellschaftliche und bürgerliche Leben notwendigen Infrastrukturen (Straßen, Brücken, Krankenhäuser, Dämme und Bewässerungskanäle) zerstört wurden. Deshalb wendet sich das Flüchtlingshilfswerk in einem Spendenaufruf mit der Bitte um internationale Hilfsmittel vor allem an die Vereinigten Staaten und Europa für humanitäre Hilfsprogramme in der gemarterten indonesischen Provinz.
Nach Angaben der Nichtregierungsorganisationen gibt es zahlreiche Opfer unter der Zivilbevölkerung und rund 125.000 Menschen haben die Provinz auf der Flucht vor der allgemeinen Gewalt bereits verlassen. Der das Flüchtlingshilfswerk der Jesuiten „Jesuit Refugees Service“ (JRS) weist darauf hin, dass derzeit rund 2.500 Vertriebene in verschiedenen Camps in der Provinz leben.
Rund 22 Millionen US-Dollar wurden bereits für humanitäre Hilfsprogramme der Regierung bereitgestellt, die vor allem für die Betreuung der Binnenflüchtlinge eingesetzt wurden. Die Regierung ließ 19 Aufnahmelager einrichten und versorgte die Flüchtlinge mit Medikamenten, Lebensmitteln und Unterkünften. Trotzdem herrscht nach Angaben des JRS Lebensmittel- und Arzneimittelknappheit. Auch die hygienischen Verhältnisse seien unzulänglich und viele Menschen lebten angesichts der instabilen Lage in ständiger Angst. Nach Schätzungen wurden im Laufe des vergangenen Jahres rund 26.000 Wohnungen und 600 Schulen bei dem Konflikt zwischen der Armee und den Rebellen in Brand gesteckt. Innerhalb eines Jahres wurden rund 2.000 Mitglieder des Free Aceh Movement von indonesischen Soldaten getötet und weitere 3.000 festgenommen. (PA) (Fidesdienst, 16/11/2004 - 40 Zeilen, 421 Worte)


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