EUROPA/ITALIEN - Afrikanische und europäische Bischöfe: „Wir wollen prüfen, was getan werden kann, damit das Evangelium einen größeren Einfluss auf die zeitgenössische Geschichte nimmt“

Samstag, 13 November 2004

Rom (Fidesdienst) - Solidarität zwischen den Schwesterkirchen Afrikas und Europas, Erstevangelisierung auf beiden Kontinenten, Zuwanderung, religiöser Extremismus und Entwicklung des afrikanischen Kontinents stehen im Mittelpunkt der Beratungen des vom Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) in Zusammenarbeit mit dem Symposium der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SECAM) veranstalteten Symposiums, das unter der Schirmherrschaft der Kongregation für die Evangelisierung der Völker und verschiedener Hilfswerke vom 10. bis 13. November in Rom tagte. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Gemeinschaft und Solidarität zwischen Europa und Afrika“.
Am Freitag, den 12. November erläuterten die Bischöfe die Symposiumsarbeiten bei einer Pressekonferenz. Der Vorsitzende des CCEE, Bischof Amédée Grab von Chur (Schweiz), betonte, dass auf die Herausforderung des religiösen Fundamentalismus nicht mit „weiterem Fundamentalismus“ geantwortet werden darf. „Obschon dies als schwache Reaktion erscheinen mag, ist es wichtig, dass wir uns dem christlichen Engagement widmen, denn dies wird uns auch den Respekt derjenigen verschaffen, die uns nicht respektieren. Gewiss würden wir uns Gegenseitigkeit wünschen, doch wo es diese nicht gibt, darf dies kein Grund sein, denjenigen, die unter uns leben, die Religionsfreiheit zu verwehren“. In diesem Zusammenhang wies der SECAM-Vorsitzende, Erzbischof John Onaiyekan von Abuja (Nigeria), auf die Gefahr der möglichen politischen Instrumentalisierung der Religion hin: „Aus unserer Erfahrung in Nigeria wissen wir, dass man vorsichtig sein muss, wenn Politiker von Religion sprechen. Es besteht immer die Gefahr, dass die Religion zu politischen Zwecken eingesetzt wird und wenn es darum geht, Stimmen zu sammeln. Die Einführung der Scharia in den nordnigerianischen Staaten ist ein offensichtliches Beispiel für eine solche Entwicklung“.
Was das Problem der afrikanischen Zuwanderer in Europa anbelangt, betonte Erzbischof Onaiyekan, dass „man zwischen zwei verschiedenen Momenten unterscheiden muss“. „Zu Beginn handelt es sich um eine Notsituation. Man muss Zuwanderer aufnehmen und ihnen ein menschenwürdiges Leben ermöglichen“. Nach Ansicht des Erzbischofs von Abuja sollte die Welt auch verstehen, dass die Migrationsbewegungen auch ein struktureller Faktor der Globalisierung sind und deshalb der Gedanke der Notsituation überwunden und eine gemeinsame weitsichtige Politik entwickelt werden sollte. „Wir müssen uns auf eine globalisierte Welt vorbereiten. Wir befinden uns in einer Konjunktur der Völkerbewegungen. Dis ist nichts Neues. Haben Europäer nicht auch Amerika bevölkert?“, so Erzbischof Onaiyekan. Die Kirche versucht die Menschen vor trügerischen Erwartungen zu warnen, doch es ist nicht immer einfach, junge Menschen davon abzubringen, sich in die Fallen der Sklavenhändler zu begeben. „Unsererseits versuchen wir als Kirche die Jugendlichen vor falschen und gefährlichen Versprechungen zu warnen, auf die sie oft eingehen, wenn es um Auswanderung geht. Leider hört man nicht immer auf uns. Wer die Mädchen davor warnt, dass sie als Prostituierte in europäischen Städten enden, dem antworten diese, dass dies immer noch besser sei, als in Nigeria zu bleiben.“
Zur Glaubensverkündigung in Europa erklärte Bischof Grab: „Wir Europäer betrachten uns oft als Evangelisatoren Afrikas und vergessen dabei oft die Geschichte der afrikanischen Kirche. Heute kann man auch nicht mehr ausschließen, dass man afrikanische Priester sieht, die in europäischen Großstädten als Evangelisatoren tätig sind.“ (LM) (Fidesdienst, 13/11/2004 - 44 Zeilen, 507 Worte)


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