ASIEN/PAKISTAN - Justitia-et-Pax-Kommission zu den politischen Spannungen: „Wir sollten der Demokratie eine Chance geben“

Mittwoch, 16 Januar 2013

Islamabad (Fidesdienst) – „Die Situation ändert sich von Tag zu Tag. Die Anordnung der Festnahme des Premierministers durch das Oberste Gericht führt zu weiteren Spannungen auf politischer Ebene. Und die große Anti-Korruptions-Kundgebung beschwört die Gefahr der Anarchie herauf. Wir bitten deshalb alle darum, der Demokratie eine Chance zu geben“, so der Leiter der bischöflichen Justitia-et-Pax-Kommission, Pfarrer Yousaf Emmanuel.
Im Gespräch mit dem Fidesdienst erläutert Pfarrer Emmanuel seinen Gesichtspunkt im Hinblick auf die politische Krise in Pakistan: „Ich glaube nicht an die Theorie der Konspiration gegen den Premierminister. Es handelt sich um einen Zufall, den die Verhandlungen gegen ihn laufen seit langer Zeit. Und die Justiz hat kein Interesse an der Destabilisierung des Landes“. Die Entscheidung des Obersten Gerichts wurde bekannt gegeben, während viele Bürger zu einer große Anti-Korruptions-Kundgebung, zu der der muslimische Geistliche Tahirul Qadri aufgerufen hatte nach in Islamabad kamen. Zur Person des Geistlichen sagt Pfarrer Emmanuel: „Qadri verfolgt genaue Pläne. Er war mehrere Jahre lang in Kanada und ist nun wieder da. Wir fragen uns: wo war er, währende es den Menschen in Pakistan schlecht ging? Qadri ist nicht unbekannt: er war unter dem Diktator Musharraf hier und wurde nun von jemand anderen zurückgeholt. Die Demonstranten, die sich zu einem Sit-in versammelten, werden noch einige Tage lang in Islamabad bleiben und jeden Tag stellen sie neue Forderungen nach Reformen“.
„Die Art und Weise, in der sie ihre Forderungen vorbringen ist nicht angemessen: sie sollten nicht auf den Straßen und Plätzen gestellt werden. Korruption ist ein ernstes Problem, wir üben alle Kritik daran und es gibt Bürgervertretungen, die sich seit Jahren für die Bekämpfung einsetzen. Wir als Justitia-et-Pax-Kommission haben Aufklärungsprogramme dazu auf den Weg gebracht, wobei wir vor allem Bildungsprogramme und Gewissensbildung in den Vordergrund stellen.“
„Unser Land hat eine Verfassung und die sollten wir alle befolgen, anstatt die Massen aufzuhetzen. Diese Art von Kampf könnte in unserem Land zu Anarchie führen und das ist nicht gut. Die von Qadri angeführte Bewegung hat tausende Anhänger, weil wir unter der Wirtschaftskrise und sozialer Unzufriedenheit leiden. Während viele versuchen diesen Missmut für den eigenen Stimmenfang auszunutzen, können wir in diesem Moment der Spannung und Ungewissheit nur sagen: gebt der Demokratie in Pakistan eine Chance. Wir hoffen, dass alles friedlich gelöst werden kann. In diesem Sinne fordern wir friedliche und transparente Wahlen nach Ablauf der Parlamentsmandate im März dieses Jahres. Wir hoffen, dass die demokratischen und von der Verfassung vorgesehenen Prozeduren respektiert werden und nichts Schlimmes passiert. Reformen sind notwendig, damit die Menschen ihre grundlegenden Bedürfnisse zufrieden stellen können. Doch dies sollte auf demokratischem Weg geschehen, ohne dass wir Gefahr laufen, zum Kriegsrecht zurück zu kehren“.
Abschließend betont Pfarrer Emmanuel: „Die Bewegung unter Qadri nutzt auch die Religion. Qadri leitet das islamische Hilfswerk ‚Tehreek-e-Minhajul Quran’. Als Christen vertreten wir die Ansicht, dass Politik und Religion getrennt werden sollten.“ (PA) (Fidesdienst, 16/01/2013)


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