ASIEN/INDIEN - Katholischer Priester. „Religionsvertreter müssen zum Thema Vergewaltigung das Gewissen der Menschen wachrütteln“

Dienstag, 8 Januar 2013

Bhopal (Fidesdienst) – „Religionsführer aller Glaubensgemeinschaften spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, das Gewissen der Menschen und der Gesellschaft im Hinblick auf das Thema wachzurütteln. Vor allem sollten sich für die Würde der Frau in der Gesellschaft einsetzen und den Sinn für mehr Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen in den Familien und in der Gesellschaft schärfen“, so der Sprecher der Bischofskonferenz der Staaten Madhya Pradesh und Chattisgarh, Pfarrer Anand Muttaungal zum Fidesdienst in einem Kommentar zur Stellungnahme des hinduistischen Gurus Asaram Bapu, der öffentlich die Meinung vertritt, die junge Studentin, die am 29. Dezember an den Folgen einer Vergewaltigung starb, sei „selbst schuld“.
Pfarrer Muttungal, der auch die Kommission für Minderheiten in Madhya Pradesh koordiniert, erinnert daran, dass nach Angaben des „National Crime Records Bureau“ in Indien alle 22 Minuten eine Vergewaltigung stattfindet, wobei es sich nur um die Fälle handelt, in denen die Tat bei der Polizei gemeldet wird. Zur Bekämpfung des Phänomens „müssen alle Institutionen der indischen Gesellschaft zusammenarbeiten, vor allem wenn es darum geht, die Gewissen wachzurütteln“.
„Der Fall der jungen ‚Amanat’“, so Pfarrer Muttungal, "führte dazu, dass ein ganzes Land Gerechtigkeit für Vergewaltigungsopfer fordert. Man könnte ein Forum schaffen, in dem Männer und Frauen sich gemeinsam für die Aufklärung in der Gesellschaft und gegen Vergewaltigungen einsetzen und das den Opfern Hilfe anbietet. Auch Eltern in den Familien werden sich aktiv bei der Erziehung der eigenen Kinder dafür einsetzen müssen und sie Respekt gegenüber Mädchen lehren. Es muss auch wesentlicher Bestandteil der Lehrpläne sein, wie ein gesundes Verhältnis zwischen Mädchen und Jungen aussieht und dies sollte auch Gegenstand von Bildungsprogrammen für Familien sein. Außerdem sollten die Institutionen spezifische Programme fördern, bei denen Menschen dazu angeregt werden, für die Gleichberechtigung der Frau in der Gesellschaft einzutreten.“
„Abgesehen von der Förderung von guten Beziehungen zwischen Frauen und Männern“, so der katholische Geistliche weiter, „brauchen wir auch Gesetze, die sexuelle Gewalt und Verstöße gegen die Rechte von Frauen bekämpfen. Es sind Gesetze notwendig, auf deren Grundlage Täter und solche die diese schützen strafrechtlich verfolgt werden.“ Zur Rechtfertigung der Vergewaltiger durch den hinduistischen Guru sagt der Priester abschließend: „Während ein Mörder sein Opfer tötet, entwürdigt der Gewaltiger sein Opfer und zerstört die Seele einer wehrlosen Frau. Alle, die solche Täter bewusst schützen oder rechtfertigen sollten sich gegenüber den Gesetzen verantworten müssen. Alle unsere Bemühungen müssen darauf abzielen, unser Land zu einem besseren Ort zu machen, wo Männer und Frauen respektvoll miteinander umgehen.“ (PA) (Fidesdienst, 08/01/2013)


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