ASIEN/INDIEN - Christliche Religionsführer im Staat Orissa fordern die Einstellung der „Wiederbekehrungen“ durch hinduistische Extremisten

Donnerstag, 11 November 2004

Bhubaneshwar (Fidesdienst) - Die Christen im ostindischen Unionsstaat Orissa fordern Maßnahmen zur Einstellung der so genannten „Wiederbekehrungen“. Radikale hinduistische Bewegungen führen in dem indischen Staat eine Kampagne durch, bei der sie Menschen aus der tribalen Bevölkerung, die sich zum Christentum bekennen, zur „Rückkehr zur hinduistischen Religion“ auf. Hinduistische Fundamentalisten definieren diese Praxis als „Heimkehr“.
Katholische und protestantische Religionsführer fordern nun in einem gemeinsamen Appell an die Behörden Maßnahmen zur Verhinderung dieses Vorgehens, bei dem Gewalt oder illegale Mittel benutzt werden. Dabei weisen sie darauf hin, dass die Kampagne zu Unannehmlichkeiten und Spannungen zwischen den verschiedenen Glaubensgemeinschaften führt. Die Religionsführer erinnern auch an eine feierliche Zeremonie, in deren Rahmen im Verwaltungsdistrikt Mayurbhanj am 20. Oktober 76 Christen zum Hinduismus „zurückkehrten“. Die Zeremonie wurde von der extremistischen Hindu-Bewegung „Sang Parivar“ veranstaltet.
Als Mittel zur Bekämpfung des Phänomens nannten insbesondere die katholischen Bischöfe die Bildungsmaßnahmen unter den tribalen Bevölkerungsteilen und deren Aufklärung über das Recht auf feie Wahl der eigenen Religion.
Zwangsbekehrungen und Gewalt mit religiösem Hintergrund sind in Orissa nicht neu. Fundamentalistische Hindugruppen und eine nationalistisch geprägte Politik der Baratiya Janata Party hatten in den vergangenen Jahren oft zu Übergriffen auf christliche Einrichtungen und Personen geführt.
In Orissa ist aufgrund der Gesetzgebung zur Religionsfreiheit für jede Konversion die offizielle Genehmigung eines Richters erforderlich. Die katholische Kirche betrachtet dieses Gesetz als diskriminierend. Es schränke die persönliche Gewissensfreiheit ein und sei verfassungswidrig. Christen unterstützen zahlreiche Programme für die wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung der Stammesbevölkerung. In diesem Zusammenhang werden sie von Extremisten oft der religiösen „Proselytenmacherei“ beschuldigt. (Fidesdienst, 11/11/2004 - 28 Zeilen, 265 Worte)


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