VATIKAN - Mit einem akademischen Festakt erinnert die Päpstliche Universität Urbaniana an den Präfekten von Propaganda Fide, Kardinal Stefano Borgia, zu dessen 200. Todestag. Kardinal Sepe mit dem „Europäischen Stefano Borgia-Preis“ ausgezeichnet

Donnerstag, 11 November 2004

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Stefano Borgia wurde 1731 in Velletri (Italien) geboren und starb 1804 in Lyon (Frankreich). Er gehörte zu den großen humanistischen Kardinälen der letzten Jahrhunderte die Leidenschaft für alle Zweige des menschlichen Wissens mit der Leidenschaft für die Missionen vereinte. Er war unter vielen Aspekten Vorreiter der modernen Missionswissenschaft und der heute weitgehend angewandten Methoden der Glaubensverkündung: er machte das Missionsdikasterium ‚Propaganda Fide’ dessen Präfekt er war, wieder zum Motor der Missionstätigkeit; er schaffte die Grundlagen für die Missionsbewegung. Im Rahmen der Feiern zu seinem 200. Todestag, Stefano Borgia starb am 23. November 1804 in Lyon, während der Reise von Papst Pius VII. zur Krönung Napoleons in Paris, widmet die Päpstliche Universität Urbaniana dem Kardinal einen akademischen Festakt, in dessen Rahmen der heutige Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, Kardinal Crescenzio Sepe, mit dem „Europäischen Stefano Borgia-Preis“ geehrt wurde. In der Begründung wird vor allem das Engagement von Kardinal Sepe für die Anliegen der Mission erwähnt und seine Qualitäten „auf den Spuren Kardinal Stefano Borgias bei der Verbreitung des Evangeliums in allen Teilen der Welt“. Der Sonderpreis, der anlässlich des 200. Todestages verliehen wurde, ging an die Professoren Paola Davoli von der Universität Lecce und Giangiorgio Pasqualotto von der Universität Padua sowie Claudio Trinati von der römischen Oberintendanz.
In seiner Ansprache erinnerte Kardinal Sepe daran, dass „Kardinal Stefano Borgia sich durch lebhafte Intelligenz und außerordentliches Empfinden für die Geschichte, die Kultur und die Sprache der von Rom fernen Völker auszeichnete. „Er schuf Brücken zwischen der lateinischen und europäischen und der islamischen, indischen und tibetanischen Tradition“. Stefano Borgia war von 1770 bis 1789 Sekretär, von 1789 bis 1800 Propräfekt und von 1802 bis 1904 Präfekt von Propaganda Fide und „setzte sich auf langsichtige Weise dafür ein, die europäischen Missionare von jenen politischen Bindungen zu befreien, in die die jeweiligen Herkunftsländer sie einzuschließen versuchten. Kardinal Borgia hatte mit Weitsicht die Ansicht vertreten, dass einheimische Bischöfe ernannt und eine lokale Hierarchien geschaffen werden sollten und dass die Gottesdienste in den jeweiligen Sprachen der Menschen gefeiert werden sollten, damit auch Völker mit nichtwestlichen Bräuchen und Kulturen sich dem Evangelium nähern konnten“. Kardinal Borgia sei sich bewusst gewesen, dass eine fruchtbare Missionstätigkeit nicht ohne das Wissen über die Kultur und die Religion der Völker möglich war, weshalb er sich hauptsächlich dafür einsetzte, dass die Missionare einheimische Kirchenpersonal ausbildeten, das dann wiederum die das Evangelium unter ihren Mitbürgern verkünden sollten. „Zweihundert Jahre nach seinem Tod“, so Kardinal Sepe, „müssen wir seine Qualitäten als erleuchteter Kirchenmann würdigen, der ein Vorreiter der gegenseitigen Beziehungen zwischen Wissenschaft und Glauben und Förderer der interkulturellen Werte war.“
Der Festakt wurde vom Chor der Päpstlichen Universität mit afrikanischen Gesängen eröffnet. Sodann hielt Professor Giuseppe Cavallotti, Rektor der Päpstlichen Universität Urbaniana, die Eröffnungsansprache, in der er vor allem die Vorreiterrolle von Kardinal Borgia bei der Einführung der einheimischen Hierarchie und bei der Ausbildung des einheimischen Klerus hervorhob. Papst Johannes Paul II. wandte sich in einem von Kardinalstaatsekretär Angelo Sodano unterzeichneten Glückwunschtelegramm an alle Teilnehmer des Festaktes, der vor allem der Stärkung des Dialog zwischen Kultur und Religion dienen sollte. Bischof Andrea M. Erba von Velletri-Segni, erläuterte sodann die Figur und die Rolle von Stefano Borgia als Sekretär und Präfekt von Propaganda Fide „mit innovativen Ideen“.
Im Rahmen der beiden Sitzungen des Studientages werden sich die Teilnehmer mit verschiedenen Aspekte der Figur und des Wirkens von Stefano Borgia befassen: Sein Profil im historischen Kontext seiner Zeit, sein missionarisches Engagement, seine private Korrespondenz, die Sammlung indischer Kunst, die archivarischen Borgia-Fonds bei Propaganda Fide. (SL) (Fidesdienst, 11/11/2004 - 52 Zeilen, 611 Worte)


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