ASIEN/HEILIGES LAND - Patriarch Fouad Twal: „Der Beschluss der Vereinten Nationen verleiht der Regierung Abu Mazen Autorität. Präsident Obama sollte sich an seine Ansprache in Kairo erinnern“

Freitag, 30 November 2012

Jerusalem (Fidesdienst) – „Endlich haben die internationale Staatengemeinschaft und die Staatschefs den Mut gehabt, sich nicht von der Druckausübung beeinflussen zu lassen und ohne Kalkül nach eigenem Gewissen zu entscheiden. Ich bin dankbar und glücklich über diese freie Entscheidung“, so der lateinischer Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Fouad Twal, im Gespräch mit dem Fidesdienst zur Anerkennung des Beobachterstatus von Palästina bei den Vereinten Nationen. „Es ist eine Freude, die ich mit den Palästinensern, Christen und Muslimen teile, und dich ich in kürze auch im Namen aller christlichen Gemeinden gegenüber Präsident Abu Mazen nach dessen Rückkehr zum Ausdruck bringen werde“, so der lateinische Patriarch zum Fidesdienst.
Der Erzbischof hebt die große Zahl der Befürworter des palästinensischen Antrags hervor (138 Ja-Stimmen, 9 Nein-Stimmen und 41 Enthaltungen) und würdigt insbesondere auch die Enthaltung der deutschen Regierung: „Es ist sehr zu schätzen, dass Deutschland sich nur enthalten und den Antrag nicht abgelehnt hat“, so der Patriarch. Seiner Ansicht nach wird die Zeit zeigen, dass der von den Vereinten Nationen unternommene Schritt, auch für Israel Vorteile mit sich bringt: „Es wird die Möglichkeit geben, zu Verhandlungen mit einer moderaten und legitimen Regierung zurückzukehren. Ich kenne diese Menschen: es gibt keinen vernünftigeren Menschen als Abu Mazen, wenn es darum geht den Weg einer endgültigen Lösung des arabisch-israelischen Konflikts wieder aufzunehmen. In den vergangenen Jahren, und dies war sehr unbedacht, wurde alles dafür getan, dass seine Autorität geschwächt wurde. Nun kehrt er mit gestärktem Rücken aus New York zurück: er wird als echter Präsident, als Präsident eines Staates zurückkehren“.
Der Patriarch weist auch auf die Übereinstimmung des Ausgangs der Abstimmung und der Position des Heiligen Stuhls zur Palästinafrage hin: „Ich möchte an die vielen Reden des Papstes erinnern, in denen er immer wieder die Formel der zwei Staaten und zwei Völker vorschlägt. Die Kirche wünscht Frieden für alle, Gerechtigkeit für alle und ein ruhiges Leben für alle. Deshalb muss man auch den Mut besitzen, Dinge anzusprechen, die nicht richtig sind. In diesem Moment denke ich auch an die tragische Situation in Syrien, die die internationale Staatengemeinschaft nicht zu beenden wollen scheint“.
Nach Ansicht des Patriarchen ist der Weg zum Frieden noch lang. Damit man den richtigen Weg einschlage, müsse man die Probleme mit etwas Abstand betrachten, ohne sich von besonderen Empfindlichkeiten und Vergeltungsgedanken beeinflussen zu lassen. Der Beschluss der Versammlung der Vereinten Nationen könne auch eine Aussöhnung in Palästina begünstigen, „da auch Hamas am Ende den Antrag von Präsident Mazen unterstützt hat“.
Mit Bezug auf die „Nein“-Stimme der Vereinigten Staaten erinnert Patriarch Twal an die Ansprache von Präsident Obama in Kairo, wo er sich mit den Beziehungen zur islamischen Welt befasste und betont im Gespräch mit dem Fidesedienst: „Ich hoffe, dass Präsident Brack Obama ein gutes Gedächtnis hat und sich an seine erste Ansprache in Kairo erinnert. In dieser Ansprache hatte er uns große Hoffnung gemacht, insbesondere, weil er persönlich diese Rede gehalten hat“. (GV) (Fidesdienst, 30/11/2012)


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