AFRIKA/COTE D’IVOIRE - Die Ereignisse in Abidjan bestätigen, dass jeder Versuch, Probleme mit der europäischen Mentalität zu lösen, zum Scheitern verurteilt ist und zum Tod vieler unschuldigen Menschen führt. Wie kann die Demokratie gerettet werden?

Dienstag, 9 November 2004

Abidjan (Fidesdienst) - In der ivorischen Metropole Abidjan herrscht ein zerbrechlicher Waffenstillstand, nachdem die Stadt von französischen und ivorischen Soldaten gemeinsam mit den Blauhelmen der Vereinten Nationen kontrolliert wird, die in den verschiedenen Hauptstraßen der Stadt stationiert sind, und dort nach den Plünderungen und der Gewalt der vergangenen Tage für Ordnung sorgen sollen. „Doch das Klima bleibt weiterhin sehr angespannt. Abidjan scheint eine Geisterstadt. Es gibt zwar keine Ausschreitungen mehr, doch die Menschen verlassen ihre Wohnungen nicht. Büros, Geschäfte und Banken bleiben geschlossen“, so Beobachter aus Abidjan gegenüber dem Fidesdienst. „Die Lebensmittel werden langsam knapp, da der Nachschub aus den ländlichen Gegenden kommt und die Verbindungswege in die restlichen Landesgebiete noch als gefährlich betrachtet werden. Die Stationierung gemischter Patrouillen soll jedoch für die verängstigte Bevölkerung ein wichtiges Zeichen sein“.
„Die europäischen Einwohner haben größtenteils in die Kasernen der französischen Soldaten Zuflucht gesucht. Doch niemand weiß, wie lange sie sich dort aufhalten können, angesichts der Tatsache, dass sich die Lebensmittellage und die sanitäre Situation dort verschlechtern könnte“, so die Beobachter weiter.
Unterdessen soll der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki im Auftrag der Afrikanischen Union vor Ort nach einer Lösung für die schwere Krise in Cote d’Ivoire suchen. „Es ist an der Zeit, dass die Vereinten Nationen und die Afrikanische Union sich gemeinsam verstärkt um eine Lösung der Situation bemühen“, so die Beobachter. „Die Ankunft Mbekis ist ein erster Schritt in diese Richtung, doch die Afrikanische Union muss dabei von der ganzen internationalen Staatengemeinschaft unterstützt werden“.
„Die Tragödie besteht jedoch vor allem darin, dass sowohl der ivorische Präsident Gbagbo als auch die Vertreter der Opposition jede demokratische Logik und jedes friedliche Bemühen ablehnen und sich mit Gewalt gegen den jeweiligen Gegner durchsetzen wollen“, so die Beobachter zur Lage im Land. „Der Konflikt hat unterdessen ethnische Aspekte angenommen. Der Armee und der Gendarmerie gehören fast ausschließlich Mitglieder aus dem Volksstamm des Präsidenten an, oder Personen, die auf jeden Fall politisch zuverlässig sind. Auf der anderen Seite handelt es sich bei den Guerillakämpfern der „Forces Nouvelles“ ausschließlich um Vertreter aus den Volksstämmen des Nordens, die denjenigen des Südens feindlich gesinnt sind.“
Deshalb ist es nicht einfach einen Ausweg aus dem ivorischen Labyrinth zu finden: „Als im Januar 2003 im französischen Marcoussis ein Friedensabkommen unterzeichnet wurde, versuchte man Vereinbarungen zwischen den beteiligten Parteien aufzuerlegen, und man war sich dabei nicht bewusst, dass es sich um eine ‚europäische’ Denkweise handelte. Es müssen Mittler gefunden werden, die Sprache und Mentalität der Afrikaner verstehen und vor allem die Probleme des Landes tatsächlich berücksichtigen. Deshalb bleibt zu hoffen, dass die Vermittlungstätigkeit des südafrikanischen Staatsoberhaupts erfolgreich sein wird“, so die Beobachter abschließend. (LM) (Fidesdienst, 9/11/2004 - 40 Zeilen, 462 Worte)


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