ASIEN/IRAK - „Die Sanierung des Schulsystems gehört zu den dringlichen Notwendigkeiten in unserem gemarterten Land“ - Appell eines Christen aus Bagdad: „Terroristen werden aus dem Ausland finanziert. Der Neuanfang muss bei den Kindern beginnen, denn sie sind unsere Zukunft!“

Montag, 8 November 2004

Bagdad (Fidesdienst) - Die Gewährleistung der Sicherheit gehört zu den Voraussetzungen für die Sanierung des Schulsystems und für eine angemessene Schulbildung der Kinder und Jungendlichen. Mit diesen Herausforderungen sollte sich die irakische Übergangsregierung bis zur Wahl einer endgültigen und demokratischen Regierung im Januar kommenden Jahres auseinandersetzten. Die Einzelheiten erläutert ein christlicher Laiengläubiger aus Bagdad im Gespräch mit dem Fidesdienst und betont dabei vor allem, wie wichtig die Schulbildung für den Wiederaufbau des Landes im bürgerlichen Sinn ist und wenn es darum geht die Werte des zivilen Zusammenlebens, der Toleranz und der Achtung der gesellschaftlichen Harmonie in einem Land zu vermitteln, das vom Chaos erschüttert wird.
Angesichts der sich immer weiter ausbreitenden Gewalt hat die Übergangsregierung unter Iyad Allawi für die kommenden 60 Tage den Notstand und das Krieggesetz ausgerufen. Nach Ansicht unseres Gesprächspartners namens Elias „ist dies der einzige Weg, wenn es darum geht, die allgemeine Gewalt aufzuhalten“. „Gewährschüsse, Minen, Autobomben gehören bei uns inzwischen zum Alltag. Der Terrorismus erschüttert unsere Leben. Doch im Irak herrscht allgemeine Armut, da fragt man sich: wo kommt das Geld für Waffen und Munition her? Deshalb ist es ganz offensichtlich, dass Terrorgruppen aus dem Ausland finanziert werden und von Anhängern Saddams, die das Land destabilisieren wollen“, so Elias weiter.
Wenn die Sicherheit wieder hergestellt sein wird, müsse vor allem mit der Sanierung des Schulsystems begonnen werden, betont er. „Wir müssen den Neuanfang bei den Kindern machen, denn sie sind unsere Zukunft. Wir brauchen eine neue Lehrergeneration und funktionierende Einrichtungen, nicht nur in den Städten sondern auch in den ländlichen Gebieten, die oft vernachlässigt werden. Bei den Kindern muss der Neuaufbau des Irak beginnen.“
Wie aus einem jüngsten Bericht des Kinderhilfswerks UNICEF hervorgeht, fehlt es in tausenden Schulen an den notwenigen Basisstrukturen für eine qualitativ angemessene Schulbildung. Bei einer Untersuchung, die das Kinderhilfswerk in Zusammenarbeit mit dem irakischen Bildungsministerium in über 20.000 Schulen und Bildungseinrichtungen im Irak durchgeführt wurde, wurde festgestellt, dass in einem Drittel der Grundschulen kein fließendes Wasser zur Verfügung steht und dass die Hälfte der Schulen nicht an ein Abwassersystem angeschlossen sind. Am dramatischsten ist die Lage in den Regionen Thiqar, Salaheldin und Diala: in über 70% der Grundschulen gibt es kein Wasser oder die vorhandenen Anlagen funktionieren nicht. Gegenwärtig sind rund 4,3 Millionen Kinder in irakischen Grundschulen angemeldet, doch es fehlt überall an Schulbänken, Stühlen und Klassenräumen. Da in vielen Schulen heute doppelt so viele Kinder angemeldet sind, als die Schulen eigentlich aufnehmen können, wird in drei bis vier Schichten unterrichtet.
„Früher gehörte das Schulsystem im Irak zu den besten im Nahen Osten“, so Roger Wright, der UNICEF-Vertreter im Irak. „Der Verfall ist das Ergebnis der vergangenen zehn Jahre, in denen infolge der Sanktionen keine Investitionen gemacht wurden und der drei vergangenen Kriege, angefangen beim Krieg mit dem Iran“. (PA) (Fidesdienst, 08/11/2004 - 43 Zeilen, 493 Worte)


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