AFRIKA/COTE D’IVOIRE - Nach den gestrigen Bombenangriffen auf einige von den Rebellen kontrollierte Städte befürchtet man eine Großoffensive: Privatwohnungen und Missionen geplündert

Freitag, 5 November 2004

Abidjan (Fidesdienst) - „Hier in Bouaké herrscht derzeit die Ruhe vor dem großen Sturm. Wir erwarten jeden Augenblick einen weiteren Großangriff der Regierungsstreitkräfte“, so Beobachter aus Bouaké, der größten von den Rebellen der Forces Nouvelles kontrollierten Stadt, die am gestrigen 4. November von der Luftwaffe der Regierung bombardiert wurde. „Die Luftwaffe hat die Stadt insgesamt dreimal bombardiert. Der erste Luftangriff fand um 7.30 Uhr morgens statt. Weitere Angriffe folgten um 11.00 Uhr und 14.30 Uhr“, so die Beobachter. „Der schlimmste Angriff war der um 14.30 Uhr, mit dem eine Fliegerabwehrartillerie in einer Wohngegend zerstört werden sollte. Bei dem Angriff wurden das Hauptquartier der Forces Nouvelles und das Generalsekretariat des politischen Flügels der Rebellen zerstört. Es gab zahlreiche Tote und Versletzte, vor allem unter der Zivilbevölkerung. Die Flugzeuge flogen hoch über die Stadt, da sie die Flugabwehr vermeiden wollten, weshalb die Bombenabwürfe nicht besonders präzise waren.“
Wie die Beobachter gegenüber dem Fidesdienst berichten, „bereiten die Rebellen sich auf eine Landoffensive vor, die sie jeden Augenblick erwarten. Es ist auch bekannt, dass Truppenbewegungen der Streitkräfte in Richtung der von den Rebellen belagerten Gebieter stattfinden“.
Unterdessen wurde ein treffen zwischen Vertretern der französischen Botschaft und Staatspräsident Gbagbo anberaumt, bei dem nach Ansicht der Beobachter „über eine eventuelle Evakuierung der Ausländer aus den betroffenen Gebieten beraten wird“. „Eine Offensive hat bisher noch nicht stattgefunden, weil man die Ergebnisse dieser Beratungen abwarten will“, so die Beobachter.
Angesichts der bevorstehenden möglichen Offensive haben die Rebellen die Wohnungen von Zivilisten und verschiedene Missionen geplündert: „Sie haben unser Auto mitgenommen und sagten, sie würden dies auch tun, um uns zu schützen, und versprachen, das Fahrzeug bald möglichst wieder zurückzubringen.“, so eine Missionsschwester, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte. Auch Vorräte an Lebensmitteln und Medikamenten seien von den Rebellen geplündert worden. „Die Rebellen werden nicht aufgeben und bis zuletzt kämpfen“, versichern die Beobachter.
Die ivorische Presse widmete den gestrigen militärischen Operationen unter dem Namen „72 h“ große Aufmerksamkeit. In einem von der Tageszeitung „La Voix“, die dem Präsidenten nahe steht, veröffentlichten Artikel wird von einem „Bombenregen“ auf die Rebellen berichtet, der dazu dienen soll, das Land, das seit September 2002 in zwei Teile gespalten ist, wiederzuvereinen. Die Gebiete im Nordwesten des Landes befinden sich derzeit in den Händen der Rebellen. Die Militäroffensive der ivorischen Streitkräfte überraschte auch die Beobachter. „Bis vorgestern bekräftigte Präsident Gbagbo noch ein militärisches Vorgehen sei ausgeschlossen. Es ist möglich, dass führende Militärs ihn dazu überredet haben“, so die Beobachter. Andere Beobachter vertreten unterdessen die Ansicht, dass Gbagbo „von Frieden sprach und gleichzeitig den Krieg vorbereitete“. Der Überraschungseffekt sei beabsichtigt gewesen. „Man hat die Abreise des politischen Anführers der Rebellen, Guillaume Soro, abgewartet, der am 3. November nach Togo reiste, bevor die Offensive gestartet wurde.“
Die Vertreter der Forces Nouvelles forderten die Soldaten der französischen „Licorne“-Einheiten (rund 4.000 Soldaten) und die Blauhelme der Vereinten Nationen (rund 10.000 Soldaten aus verschiedenen Ländern) auf, sich für die Beendigung der Luftangriffe einzusetzen. Diese gaben jedoch bekannt man verfüge weder über die Mittel, noch über ein entsprechendes Mandat. Die Vereinten Nationen forderten jedoch unterdessen von der ivorischen Regierung die Einstellung der Luftangriffe. (LM) (Fidesdienst, 5/11/2004 - 48 Zeilen, 526 Worte)


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