AFRIKA/TUNESIEN - Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke: „Arabische Christen fühlen sich ebenso verletzt wie Muslime“

Samstag, 15 September 2012

Tunis (Fidesdienst) – „Auch wir Christen in der arabischen Welt fühlen und verletzt, wenn so etwas geschieht“, so der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Tunesien, Pfarrer Jawad Alamat, in einem Kommentar zu dem Film, der den Propheten Mohammed verunglimpft und damit zu gewaltsamen Protesten in verschiedenen Teilen der Welt geführt hat. In Tunesien starben bei Ausschreitungen nach dem Freitagsgebet am 14. September zwei Menschen und rund fünfzig wurden verletzt, wobei die Lage vor allem in der Nähe der US-amerikanischen Botschaft weiterhin angespannt bleibt.
Pfarrer Alamat möchte nicht direkt auf die politischen Aspekte dieser jüngsten Ereignisse eingehen, ist jedoch der Ansicht, dass die westliche Welt lernen sollte, das Empfinden andere Völker und Kulturkreise zu respektieren. „Als arabische Christen bemühen wir uns jeden Tag um den alltäglichen Dialog, der zu einem Dialog der Kulturen und manchmal auch zu einem theologischen Dialog mit unseren muslimischen Freunden wird. Dieses Bemühen geschieht im Zeichen der Treue zu Christus, der die ganzen Menschheit im Dialog ansprechen wollte“, so der katholische Geistliche. „In der westlichen Welt bemerken wir allerdings auch unter Christen eine Art Angst vor der muslimischen Welt, mit der wir hier brüderlich zusammenleben. Diese Angst gründet auf Vorurteilen, da man ein paar Dutzend Fundamentalisten stellvertretend für die ganze arabische Welt sieht. Dann müsste man auch den ersten Verrückten, der eine islamfeindliche Erklärung abgibt, stellvertretend für die westliche Welt betrachten.“
„Als arabische Christen fühlen wir uns ebenso verletzt wie unsere muslimischen Mitbürger. Die Religion ist wesentlicher Bestandteil unserer Religion und der Westen sollte dies verstehen und respektieren“, so Pfarrer Alamat. Der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Tunesien betont abschließend, dass der Besuch des Papstes im Libanon unter Beweis stellt, wie viel Papst Benedikt XVI. am Dialog mit dem Islam liegt. „Die Tatsache, dass es ein gemeinsames Gebet von Christen und Muslimen im Beisein des Papstes geben wird ist ein wichtiges Zeichen des Dialogs und der Aufmerksamkeit gegenüber dem Islam“, so Pfarrer Alamat abschließend. (LM) (Fidesdienst, 15/09/2012)


Teilen: