AFRIKA/COTE D’IVOIRE - „Hier wurde niemand entwaffnet, im Gegenteil es besitzen alle wieder Waffen. Sollte ein Krieg ausbrechen, würde es zu einem Blutbad kommen“. Einheimische Beobachter zur Möglichkeit eines neuen Konflikts

Freitag, 29 Oktober 2004

Abidjan (Fidesdienst) - In Cote d’Ivoire wächst die Spannung nachdem die Rebellen der „Forces Nouvelles“ den Präsidenten Laurent Gbagbo angeschuldigt haben, er wolle mit Waffengewalt die 2002 von den Rebellen eroberten Gebiete zurückgewinnen.
Guillaume Soro, einer der Rebellenanführer, gab bei einer Pressekonferenz in Bouaké bekannt, dass sich seine Truppen aus dem Entwaffnungsprogramm zurückziehen werden, da es „bald zum Ausbruch eines neuen Krieges kommen wird. Die „Forces Nouvelles“ erließen in den von ihnen kontrollierten Gebieten eine Ausgangssperre. Soro forderte auch die insgesamt 8 Minister der Opposition zum den endgültigen Rücktritt von ihren Ämtern in der Übergangsregierung auf.
Die jüngsten Spannungen wirkten sich umgehend auf die politische Landschaft aus. Am 29. Oktober war eine außerordentliche Versammlung des Ministerrates geplant, bei der die Minister über die Verfassungsreform beraten wollten, die im Parlament gebilligt werden soll. Die Versammlung wurde auf ein unbestimmtes Datum vertagt.
Die Spannungen in Cote d’Ivoire haben eine neuen Höhepunkt erreicht, nachdem die Rebellen am 28. Oktober einen Waffentransport aufgedeckt haben, der nach Angaben der Rebellen für die Milizen der Regierung bestimmt waren, die sich seit einiger Zeit in den von dem Rebellen kontrollierten Gebieten aufhalten (vgl. Fidesdienst vom 28. Oktober 2004). Die Anführer der Forces Nouvelles vermuten, dass Staatspräsident Gbagbo mit Ibrahim Coulibaly zusammenarbeitet, der sich als ehemaliger Rebellenanführer seit einiger Zeit in Frankreich im Gefängnis aufhält. Die Betroffenen dementierten diese Vorwürfe, die sie als „groteskes Schauspiel“ bezeichneten.
„Es besteht leider tatsächlich die konkrete Möglichkeit, dass ein neuer Konflikt ausbricht“, so einheimische Beobachter aus Abidjan gegenüber dem Fidesdienst. „Die Entwaffnung hat hier nie begonnen, im Gegenteil. Während der vergangenen beiden Jahre des Stillstands haben beide Seite aufgerüstet. Wenn ein Krieg ausbrechen sollte, würde es zu einem Blutbad kommen“.
Spannungen gibt es auch in den von der Regierung kontrollierten Gebieten. In Abidjan führten Anhänger des Präsidenten am 27. Oktober eine Diffamierungskampagne gegen so genannte Oppositionszeitungen durch. Junge Anhänger des Präsidenten forderten die Zeitungshändler auf, ihnen alle Zeitungen auszuhändigen „die die Rebellion unterstützen“.
Nachdem im September 2002 ein Bürgerkrieg ausgebrochen war ist Cote d’Ivoire (Elfenbeinküste) trotz der Unterzeichnung von Friedensvereinbarungen im Januar 2003 weiterhin in zwei Teile gespalten: Der Norden und Nordosten sind von Guerillagruppen belagert, die sich unter dem Namen „Forces Nouvelles“ zusammenschließen. In Cote d’Ivoire sind auch 6.000 Blauhelme der Vereinten Nationen, 12.000 Soldaten der Friedenseinheiten der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft und 4.000 französische Soldaten stationiert. (LM) (Fidesdienst, 29/10/2004)


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