ASIEN/THAILAND - Bei einem Angriff muslimischer Milizionäre starben über 80 Menschen und zahlreiche weitere wurden verletzt - 1.300 Verdächtige festgenommen, Infiltration radikaler Elemente befürchtet

Dienstag, 26 Oktober 2004

Bangkok (Fidesdienst) - Die Spannungen im Süden Thailands, wo eine islamische Minderheit in den vergangenen Monaten die öffentliche Ordnung beeinträchtigte, haben sich unerwartet zugespitzt. Rund 2.000 Muslime verübten am 25. Oktober einen Angriff auf das Polizeipräsidium in Tak Bai (800 Kilometer südlich von Bangkok). Dabei wollten sie einheimische Rebellen befreien, die am 12. Oktober verhaftet worden waren, weil sie Waffen an muslimische Milizionäre verkauft haben sollen. Die Häftlinge befanden sich im Gefängnis von Narathiwat City, rund 40 Kilometer außerhalb von Tai Bai. Bei heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei starben über 80 Menschen und zahlreiche weitere wurden verletzt. Rund 1.300 Verdächtige wurden festgenommen. Polizei und Soldaten setzten Tränengas ein und schossen auf die Menge. Dabei wurden große Mengen an Waffen, Gewehren und Pistolen sowie drei Handgranaten beschlagnahmt. Der Vorsitzende des islamischen Rates der Provinz Narathiwat kritisierte das Vorgehen der Sicherheitskräfte und bedauerte großen Anzahl der Opfer. Verschiedene Politiker nahmen die Polizeibeamten jedoch in Schutz.
Der thailändische Premierminister Taksin Shinawatra erklärte, dass die Demonstranten Verbindungen zu Milizionären unterhalten, die am 4. Januar 2004 bei einem Überfall auf ein Waffenlager rund 300 Waffen gestohlen hatten. Seither war es in den südlichen Provinzen des Landes mehrmals zu Ausschreitungen muslimischer Milizionäre gegen die Sicherheitskräfte gekommen.
Insbesondere die Provinzen Narathiwat, Pattani und Yalla, die mehrheitlich von Muslimen bewohnt sind, fordern seit Jahren die Trennung von Bangkok. Dabei spielen auch Verbindungen zu malaiischen Muslimen eine Rolle. Angesichts der jüngsten Ereignisse in aller Welt spitzten sich die Spannungen zu, vor allem nach der Ankunft muslimischer Milizionäre aus dem Ausland.
Wie Beobachter vor Ort dem Fidesdienst mitteilen haben die Proteste der Muslime in erster Linie einen politischen Hintergrund, wobei in diesem Zusammenhang jedoch auch alte religiöse Forderungen wieder ans Tageslicht gelangen. In den Provinzen im Süden Thailands leben nur wenige Katholiken: kleine Gemeinden bestehen jeweils aus rund 70 Mitgliedern. Katholiken waren bisher jedoch nicht direkt von der Gewalt betroffen. Kirchliche Aktivitäten werden normal fortgesetzt und auch ein Zentrum für Aidskranke kann seine Tätigkeit ungestört ausüben.
90% der insgesamt 60 Millionen Thailänder sind Buddhisten. Der Anteil der Muslime beträgt 6%. Sie leben vorwiegend im Süden des Landes und stammen aus dem Volk der Malay. Die Christen sind rund 2,2%, davon 280.000 Katholiken. (PA) (Fidesdienst, 26/10/2004 - 37 Zeilen, 383 Worte)


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