ASIEN/IRAK - Christliche Laiengläubige in Bagdad schlagen Alarm: „Im Irak herrscht Bürgerkrieg. Wenn es so weitergeht, könnte das Christentum schon bald aus dem Irak verschwinden. Bereits 4.000 christliche Familien haben Bagdad verlassen. Christen leben wie in modernen Katakomben“.

Montag, 25 Oktober 2004

Bagdad (Fidesdienst) - „Christen sind im Irak gezwungen, ihre Gottesdienste in den Untergeschossen der Kirchen zu feiern. Sie leben in ständiger Lebensgefahr. Wir bitten die internationale Staatengemeinschaft und die Weltkirche um Hilfe“, heißt es im Appell, mit der sich der 30jährige christliche Laiengläubigen Elias an den Fidesdienst wendet. Im Gespräch mit dem Fidesdienst äußert er die Sorge und die Angst um die christliche Gemeinde und um seine Familie, die teils in Bagdad und teils in Mossul lebt.
Elias, der sich als Laie in der Ortskirche engagiert, erzählt von den dramatischen Lebensumständen der Christen in Bagdad: „Wir können unsere Häuser nicht verlassen, weil es auf der Straße sehr gefährlich ist. Zu jeder Tages- und Nachtzeit explodieren Mienen und Mörser, mit denen die Rebellen auf Amerikaner und all diejenigen abzielen, die mit der Regierung zusammenarbeiten. Jeden Tag sterben irakische Polizisten, Soldaten und Zivilisten. Es herrscht ein echter Bürgerkrieg! Wenn jemand von uns Christen sich auf die Straße wagt, weiß er nicht ob er unversehrt wieder zurück kommt. Christliche Familien haben angst um ihre Kinder und Frauen und deshalb verlassen viele das Land“.
„Nach dem ersten Attentat auf die Kirchen in Bagdad sind bereits 4.000 christliche Familien nach Syrien und Jordanien geflüchtet. Andere Gläubige wollen bleiben und fürchten sich nicht vor dem Tod, In der Geschichte des Irak hat die christliche Glaubensgemeinschaft viele Blutbäder erlebt. 1915 kam es in Mardine im Norden des Landes zu einer wahren ethnischen Säuberung: dort lebten meine Großeltern. Um 1950 gab es weitere Christenverfolgungen und heute wiederholt sich diese tragische Geschichte. Christen nennen den 1. August 2004 - den Tag, an dem es zu den ersten Attentaten gegen Kirchen kam, die als Einschüchterungsmaßnahme erstmals auf diese Art im Irak vorkamen - den ‚Tag des Blutes’. Und die jüngsten Attentate auf die Kirchen am 16. Oktober zeigen, dass die Angriffe gegen Christen weitergeführt werden. Auch als Laienchristen werden wir bedroht, wenn wir in die Kirchen gehen, um dort dem Priester zu helfen.“, so Elias weiter.
„Wir feiern unseren täglichen Gottesdienst wie die Urchristen in den Untergeschossen der Kirchen und mit wenigen mutigen Gläubigen: wir leben wie in modernen Katakomben“, berichtet er.
„Wir bitten die internationale Staatengemeinschaft und die Weltkirche darum, dass sie etwas gegen diese Situation unternehmen, die für uns unzumutbar ist! Wir möchten nur Frieden und Ruhe! Islamische Fundamentalisten wollen uns aus dem Land vertreiben: sie sind der Ansicht, dass der Irak ein muslimisches Land ist. Sie nennen uns geringschätzig die ‚Kreuzritter’. Dabei lassen sich andere muslimische Gläubige von radikalen Gruppen mitreißen, denn sie werden oft von ihren Anführen dazu angespornt. Meiner Ansicht nach predigen 80% der Mullah Hass und fundamentalistisches Gedankengut. Dies ist sehr schlimm. Wenn es so weiter geht, dann wird es im Irak bald keine Christen mehr geben. Helft uns, damit dies nicht passiert!“, lautet der verzweifelte Appell. (PA) (Fidesdienst, 25/10/2004 - 43 Zeilen, 498 Worte)


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