ASIEN/IRAK - „Attentate, Entführungen und Drohungen im Fastenmonat Ramadan: Wo bleiben Gebet, Frieden und Nächstenliebe…?“ Appell einer irakischen Ordensschwester. „Wir müssen uns um den Dialog mit den Imam bemühen, damit diese die Gläubigen den Frieden lehren und jede Art von Gewalt unmissverständlich verurteilen“.

Mittwoch, 20 Oktober 2004

Mossul (Fidesdienst) - „Der Fastenmonat Ramadan ist eigentlich eine Zeit des Gebets, des Fastens und der Nächstenliebe. Eine Zeit, in der die Gläubigen die Versöhnung mit Gott und mit den Mitmenschen suchen. Weshalb kommt es dann weiterhin zu Gewalt gegen Christen? Weshalb wird christlichen Frauen mit dem Tod gedroht? Weshalb gibt es so viel Gewalt?“, fragt sich eine Ordensfrau aus Mossul nach den Attentaten auf christliche Kirchen, zu denen es wenige Tage nach Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan gekommen war.
„Betet für uns, denn wir leben hier in einer sehr schwierigen Situation“, appelliert die Ordensschwester an die Christen in aller Welt. „Wir haben keine Alternative, wir wollen den Irak nicht verlassen, dies ist unser Land, ein Land in dem Christen seit zweitausend Jahren leben“.
„Am vergangenen Sonntag haben wir uns nach den Attentaten mit Ordensleuten und Laiengläubigen in unseren Gemeinden versammelt und für den Frieden gebetet. Wir sind entsetzt über so viel Gewalt. Wir bitten Gott darum, dass er die Köpfe jener erleuchten möge, die diese Schreckenstaten vollbringen“, so die Schwester weiter.
„Unsere Familien“, erzählt die Ordensfrau, „stehen unter Schock und sie lassen ihre Kinder nicht mehr zur Schule gehen. Jeder christlichen Frau, die ohne Kopfbedeckung auf die Straße geht, wird mit dem Tod gedroht. Die Spirale der Entführungen nimmt kein Ende: vor drei Tagen wurde in Mossul ein Kind aus den Armen seiner christlichen Mutter entrissen. Die Mutter ist verzweifelt, denn sie weiß bis heute nicht, wo ihr Kind ist. Diese Situation ist entsetzlich qualvoll und inakzeptabel“.
Manche vermuten, dass man Christen angreift, weil sie Geld haben: „Das trifft nicht zu. Christen sind wie alle anderen Iraker heute arm und arbeitslos. Es ist keine Frage des Reichtums oder der Armut. Es geht hier um Menschen ohne Gewissen und ohne Frieden, die das Leben verachten. Sie wollen das Land destabilisieren und friedliche Zusammenleben im Irak zerstören“.
„Ich habe in diesen Tagen viel gebetet und nachgedacht. Ich glaube, dass der einzig mögliche Weg die Stärkung des Dialogs zwischen den christlichen Bischöfen und den muslimischen Imam ist, damit diese die Gläubigen den Frieden lehren und jede Art von Gewalt unmissverständlich verurteilen. Die muslimischen Gläubigen bitten wir darum, den Fastenmonat Ramadan so zu leben, wie er eigentlich sein soll, im Zeichen des Friedens, des Gebets und der Versöhnung mit Gott und den Mitmenschen. Zum Wohl des ganzen Irak“ (PA) (Fidesdienst, 20/10/2004 - 34 Zeilen, 435 Worte)


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