ASIEN/IRAK - Pfarrer Nizar Semaan fordert in den Stunden nach den Attentaten auf die christliche Glaubensgemeinschaft die Wiederherstellung von Frieden und Zusammenleben

Montag, 18 Oktober 2004

Bagdad (Fidesdienst) - „Fundamentalistische Verbrecher haben erneut Anschläge auf Kirchen verübt und damit auf Orte des Friedens und Zeichen des möglichen Zusammenlebens zwischen Christen und Muslimen. Ich möchte daran erinnern, dass aus christlichen Kirchen stets zum Frieden und Zusammenleben im Irak aufgerufen wurde und dass die Kirchen die einzigen Orte sind, an denen man von der Hoffnung und von einer besseren Zukunft für den Irak spricht“, so der syrisch katholische Pfarrer Nizar Semaan aus der Diözese Mossul zu den Anschlägen auf fünf christliche Kirchen im Irak am Samstag, den 16. Oktober.
„Angesichts dieser Gewalt gibt es nur zwei Möglichkeiten“, so der katholische Priester weiter. „Die eine Möglichkeit ist, dass wir unser Land verlassen und die wenigen, die dies tun, tun es mit verbittert und traurig. Viele fragen sich: Wenn wir weg gehen, wer wird uns dann aufnehmen? Denn in den westlichen Ländern würden wir kein Visum erhalten und wären damit ohne Identität. Die zweite Möglichkeit besteht darin, hier zu bleiben und auf ein Massaker zu warten“. Doch auch diese Perspektive ist inakzeptabel“, so Pfarrer Semaan weiter, „Ich denke dabei vor allem an junge Menschen, die ihr Leben doch leben wollen. Es gelingt uns kaum mehr, junge Mensche davon zu überzeugen im Irak zu bleiben. Wir werden zwar versuchen ihnen weiterhin Grund zur Hoffnung zu geben, doch angesichts dieser Barbarei fehlt es uns oft an den richtigen Worten“.
Pfarrer Nizar appelliert an die Christen: „Wo seid ihr?“ fragt er sich. „Auch wenn ihr uns aus der Ferne seht und uns Solidarität oder manchmal sogar nur Mitleid zum Ausdruck bring, fragt ihr euch dann nicht, ob ihr nicht mehr tun könnten?“. „Der Papst fordert uns in seinen lehramtliche Dokumenten stets zu Frieden und Zusammenleben auf. Deshalb dürft ihr uns nicht den Terroristen überlassen; Worte allein reichen nicht aus, es muss etwas Konkretes geschehen. Ihr müsst uns dabei helfen, hier bleiben zu können und als Christen in unsere antiken Heimat zu leben. Ich bitte die Christen in aller Welt und vor allem unsere Freunde in Italien, auch für die Christen im Irak zu beten, denn wir brauchen diese Hilfe“.
Am Samstag, den 16. Oktober wurde ein Anschlag auf die Kirchs „St. Joseph“ im Westen von Bagdad verübt. Um 4.20 Uhr folgte ein Attentat auf die „St. Josephs“-Kirche in Dora im Süden der Stadt. Zehn Minuten später explodierte eine Bombe in der Nähe der Kirche „St. Paul“. Und im 4.50 Uhr bzw. 5.50 Uhr wurden Attentate auf die orthodoxe Kirche in Karrada (im Zentrum von Bagdad) und auf die Kirche „St. Thomas“ in Masur verübt. Außerdem wurden in jüngster Zeit zahlreiche Menschen, darunter auch Frauen und Kinder angegriffen. Damit es einen Ausweg aus dieser Situation geben kann, muss die internationale öffentliche Meinung sensibilisiert werden, damit 800.000 Christen im Irak nicht Opfer fundamentalistischer Gewalt werden. (LM) (Fidesdienst, 18/10/2004 - 38 Zeilen, 480 Worte)


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