ASIEN/IRAK - Das Leben der Christen in Mossul ist ein Albtraum: Fundamentalistische Milizen entführen und morden - Eine Ordensschwester berichtet: „Einige Imam predigen, dass sich der Mörder eines Christen vor Gott nicht schuldig macht“

Donnerstag, 14 Oktober 2004

Mossul (Fidesdienst) - „Die Situation ist sehr schlimm. Christen leben in ständiger albtraumgleicher Angst vor einem Überfall auf die eigenen Wohnung, Entführungen und Mord durch radikale islamische Terroristen. Mossul war einst eine sehr ruhige Kleinstadt, heute ist das Leben für uns hier unmöglich geworden“, so eine irakische Ordensschwester, deren Namen wir aus Sicherheitsgründen nicht nennen, im Gespräch mit dem Fidesdienst.
„Für die Überfälle sind bewaffnete islamische Gruppen verantwortlich. Sie dringen in die Häuser von Christen ein und nehmen sich, was sie wollen, verschleppen Menschen oder ermorden sie. Dafür sind auch einige Imam verantwortlich, die predigen, dass sich der Mörder eines Christen vor Gott nicht schuldig macht“, so die Ordensschwester gegenüber dem Fidesdienst.
Die Schwester berichtet von ihre eigenen Erfahrung: „Es findet eine wahre Menschenjagd statt, und das leben der christlichen Familien hat sich in einen Albtraum verwandelt. Vor einigen Tagen wurde einer meiner Verwandten aus einer Wohnung verschleppt und fünft Tage lang von seinen Entführern festgehalten. Sie wollten ihn zum Islam bekehren und drohten ihm mit Folter. Er hat durchgehalten und die Familie hat schließlich ein Lösegeld bezahlt, damit der junge Mann freigelassen wurde. Doch viele andere junge Männer wie er kommen nicht mehr frei und werden ermordet.“
„Die Familien“, so die Ordensfrau, „werden bedroht und terrorisiert. Überall herrscht Chaos und das geht vor allem auf Kosten der Christen, auch weil sich diese nicht wehren und als friedliebende Menschen keine Waffen besitzen. Viele Familien schicken ihre Kinder nicht zur Schule und christliche Frauen verlassen die Wohnung nicht mehr. Ein chaldäischer Priester wurde bedroht und gezwungen die Stadt zu verlassen, nachdem er einen ermordeten christlichen Jugendlichen beerdigt hatte, Aus diesem Grund verlassen weiterhin viele Christen den Irak. Sie fliehen nach Syrien und Jordanien oder in die kurdischen Gebiete im Nordirak.“
„Es gibt weder Polizei noch andere staatliche Behörden, die diese anarchische Situation kontrollieren könnten. Die Namen vieler Mitglieder der integralistischen Milizen sind bekannt, doch niemand unternimmt etwas gegen sie. Und auch unsere muslimischen Freunde, unsere Nachbarn, friedliebende Menschen, können nichts tun. Es bleibt uns nichts anderes als das Gebet: Nächsten Sonntag werden wir gemeinsam für die Überwindung der Gewalt und für die Familien der Opfer beten“.
Bereits im Dezember 2003 hatte der Fidesdienst auf die Zunahme des islamischen Drucks auf die christliche Gemeinde in Mossul hingewiesen. Vor einem Jahr waren bewaffnete Männer in die Gebäude des Chaldäischen Patriarchats der Stadt eingedrungen. Zuvor hatte es andere Einschüchterungsakte gegeben. Der Patriarch hatte Drohbriefe erhalten, in denen allen Christen, die sich nicht zum Islam bekehrten mit Mord gedroht wurde. Christliche Religionsführer appellierten an die Bürger Mossuls mit der Bitte Extremisten und Gewalttätige zu isolieren. (PA) (Fidesdienst, 14/10/2004 - 39 Zeilen, 460 Worte)


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